Crowdfunding: Serie in der taz gestartet
taz.de startete gestern eine Serie zu Crowdfunding, mit einer Aufzählung der derzeit aktiven deutschen Plattformen und einigen Fallberichten, u.a. über die Berliner „Bar 25“, die Erfolgsgeschichte der Plattform Inkubato: Fast 27.000 Euro spendeten 271 Unterstützer für einen Dokumentarfilm über die legendäre „Bar25“, der 2012 starten soll.
Die Crowdfunding Kampagne lief von Oktober 2010 bis Januar 2011, dann war die Zielsumme von 25.000 Euro erreicht und sogar um fast 2.000 Euro überschritten.
Ab einer Spende von 5 Euro konnte man dabei sein, dafür gab es den Track „Thank You“ von Niconé & Sascha Braemer als Dankeschön. Legte man 25, 50, 100, 250 Euro in die Kasse, steigerte sich der Wert der Dankeschöns, bei 500 Euro gab es das volle Paket:
Du bist Ehrengast auf unserer Premierenparty. Wir bewerfen Dich und Deine Begleitung mit einem Sack Konfetti! Deinen Namen liest du im Abspann. Die DVD, das Quartett „DJ Supertrumpf25“ und der Track „Thank You“ von Niconé & Sascha sollen unseren Dank an dich unterstreichen. (Quelle: Inkubatu/Bar25/Prämien)
„Zwei Dinge haben den Erfolg der Aktion befeuert“, schreibt die taz nach einem Interview mit Konrad Lauten (Mitbegründer und Betreiber der Seite Inkubato) „Erstens, das enorme Renommee, die gute Vernetzung der Filmmacher und die emotionale Bindung des Publikums an die „Bar25″, die ja ein mysthischer Ort des Berliner Nachtlebens gewesen ist. Und zweitens die Bereitschaft des Teams, sich intensiv mit den Fans, der Community auseinanderzusetzen.“
„Crowdfunding ist kein Selbstläufer“, wird Lauten zitiert, „da steckt viel Arbeit drin“.
Das Geld fällt eben nicht vom Himmel, auch beim Crowdfunding nicht, und für das Gelingen einer Crowdfunding-Kampagne ist nicht nur ein gutes Produkt ausschlaggebend, sondern auch ein starkes Netzwerk von Fans und Multiplikatoren und die Bereitschaft, die Community einzubeziehen.
Crowdfunding Plattformen in Deutschland
In Deutschland gibt es bereits 7 Crowdfunding Plattformen.
Abgesehen von sellaband.de, die ihren Ursprung in Holland hatte (sellaband.com) und 2010 nach Insolvenz an deutsche Betreiber verkauft wurde war startnext.de die erste deutsche Crowdfunding Plattform für den Kulturbereich. Die Dresdner Plattform wurde am 9.9.2010 während der stART10 gelauncht und auf der stART10 präsentiert. Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind noch 5 solcher Plattformen dazugekommen, die gerade dabei sind, sich zu positionieren und Schwerpunkte zu setzen, um sich voneinander abzugrenzen.
Veranstaltungstipp: Am 15.4. erste Crowdfunding Konferenz in Berlin
…für alle, die sich für das Thema Crowdfunding interessieren:
Am 15.04.2011 findet die erste Crowdfunding Konferenz – co:funding I Kreativität gemeinsam finanzierenals Sub-Konferenz der re:publica in Berlin statt. Ich bin dort eingeladen, an einer Podiumdiskussion teilzunehmen, worauf ich mich sehr freue.
Karten gibt es keine mehr, aber re:publica Besucher haben freien Zutritt zur co:funding, und wer weder ein re:publica noch ein co:funding Ticket ergattern konnte, kann dem co:funding Programm per Livestream folgen: http://www.cofunding.de/live
Die Sessions sind auch nach der Konferenz mit Bild und Text auf der co:funding-Website verfügbar.
Liebe Karin, danke für Deinen Link hier, durch den ich auf den TAZ-Artikel aufmerksam wurde. Habe dazu meine Sichtweise aus der Perspektive einer Kulturschaffenden in meinem Kulturblog gepostet: http://kulturpro.wordpress.com/2011/04/12/verdienste-um-kulturspenden-crowdfunding/
Hallo Dorothee, danke für Deinen Artikel und Deine Gegenüberstellung der anfallenden Gebühren.
Wie sich betterplace finanziert, weiß ich nicht. Entweder alle Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich oder irgendwelche Gelder (Förderungen?) fließen ein.
Aber normalerweise kostet Arbeitszeit einfach Geld, und Plattformen wie startnext sind eigenfinanziert, das heißt: Die Gründer der Plattform müssen sowohl ihre eigene Arbeitszeit einbringen als auch Mitarbeiter dafür bezahlen. Das Programmieren, Betreiben und Vermarkten einer solchen Plattform verschlingt immens viel Zeit und Geld, kein Mensch kann sich das leisten, so etwas unentgeltlich und ohne Aussicht auf Gewinne aufzuziehen. Außer, er bekommt dafür Förderungen, aber Du weißt ja, wie schwierig es ist, an solche heranzukommen. Oder er hat aus irgendeinem Grund einen Riesen Haufen Kohle (angespart? gewonnen? geerbt?), mit dem er Künstlern was Gutes tun will.
Ãœbrigens fallen bei diesen Plattformen (zumindest bei denen, die ich kenne) NUR Gebühren an, wenn das Projekt dadurch finanziert ist, also das benötigte Budget erreicht. Das heißt, die Projekte, die es nicht schaffen, kosten die Plattformbetreiber zwar Arbeitszeit, bringen aber nichts ein. Das Risiko trägt der Plattformbetreiber – weder der Künstler, der das Projekt eingestellt hat noch die Mikrosponsoren müssen etwas von diesem Risiko übernehmen.
betterplace sammelt übrigens SPENDEN für soziale Projekte, die anderen Plattformen funktionieren nach dem Sponsoring Prinzip: Leistung gegen Leistung. Ich lasse z.B. meine CD vorfinanzieren. Dafür wollen meine Mikrosponsoren eine Gegenleistung, die sich nach dem Betrag richtet, den sie dafür gegeben haben. Z.B. die CD, handsigniert, die CD mit ihrem Namen auf dem Cover, eine Einladung zu CD Release Party etc. Das heißt, mit ihrem finanziellen Einsatz kaufen sie sich etwas.
Wenn ich mir im Laden eine CD kaufe weiß ich auch, dass nicht 100% davon an den Künstler geht, weil auch andere Leute ihre Arbeitstzeit reingesteckt haben, bis die CD in den Laden gekommen ist.
Hast Du denn eine Idee, wie sich diese Plattformen anders finanzieren könnten?
Liebe Karin, vielen Dank für Dein Feedback, habe Deinen Beitrag mit einigen konstruktiven Vorschlägen im meinem Kulturblog kommentiert:
http://kulturpro.wordpress.com/2011/04/12/verdienste-um-kulturspenden-crowdfunding/#comment-130
Darüber hinaus: Wer heute eine CD kauft sollte wissen, daß Künstler bei „etablierten“ Labels maximamls 10% (sic!) des Erlöses erhalten. Oftmals noch viel weniger, abgesehen davon, dass es sich immer weiter verbreitet hat, daß die Künstler die Produktionskosten für Veröffentlichungen selber tragen müßen und Ihre „Erlöse“ erstmal dem Wiedereinbringen dieser Produktionskosten dienen und weit entfernt von der Idee eines Gewinns oder Ertrages für schöpferische Leistungen stehen. Und genau diese Art von Kulturvermarktung bricht nicht unverdient zusammen 😉 und gehört höchst kritsch hinterfragt.
Bei den Plattformen erhalten Künstler bedeutend mehr, müssen sich allerdings selbst um Marketing kümmern.
Bei Büchern ist das ja genauso. Ãœblich sind um die 7% für den Autor, davon kann man nicht wirklich reich werden. Außer man schreibt einen Bestseller, dann kriegt man das Geld über die Menge rein und beim nächsten Mal Vorschuss. Und auch bei (Brett-)spielen – damit habe ich mich im Rahmen meines Community-Verlages http://spieltz.de sehr intensiv auseinander gesetzt.
Das Problem ist, dass einfach so viele Arbeitsschritte anfallen und dementsprechend Leute entlohnt werden müssen, bis die CD, das Buch, das Spiel etc. vom Musiker, Autor… beim Käufer im Regal steht. Die meisten Verlage werden nicht behaupten, dass sie sich dumm und dämlich verdienen und ihren Angestellten bombastische Gehälter zahlen. Jeder, der arbeitet, möchte und muss was verdienen damit. Egal, ob Künstler, Verlagsangestellter, Marketingmensch, Vertriebler, Buchhändler, Angestellter im Plattenladen – wir müssen alle unsere Brötchen verdienen.
Je mehr Leute in den Prozess Entstehung – Erzeugung – Vermarktung – Vertrieb involviert sind, desto weniger bleibt für jeden einzelnen der in dieser Kette Beteiligten.
So gesehen sind die Plattformen ja nicht so schlecht, oder? Direkter geht es ja fast nicht…
Hallo Dorothee, jetzt hab ich doch glatt Deine konstruktiven Vorschläge in Deinem Blog http://kulturpro.wordpress.com/2011/04/12/verdienste-um-kulturspenden-crowdfunding/#comment-130 übersehen und bin nicht drauf eingegangen.
Ja, dann verdient betterplace auf andere Weise Geld, nämlich durch Beratung, trotzdem schreibt Ines in einem Kommentar, dass man bei betterplace zusätzlich zur Spende für das zu unterstützende Projekt auch noch um eine Spende von 10% für betterplace gebeten wird (oder man MUSS sie sogar drauflegen, das hab ich jetzt nicht so genau verstanden). Also auch kein Unterschied zu den anderen Plattformen.
Ich bin selber mit meinem Team für die stARTconference seit über 2 Jahren unterwegs, um Fördertöpfe anzuzapfen und Sponsoren/Unterstützer zu finden. Das ist absolut nicht einfach und für eine Plattform wie startnext bestimmt auch nicht.
Ich finde das gut, dass die das ohne Förderungen hinbekommen und sich selbst finanzieren. Mit Förderungen (und tw. auch Sponsoren) ist man ja wieder nicht unabhängig, da fangen irgendwelche Leute an, dreinzureden, welche Projekte „würdig“ sind, da eingestellt zu werden und welche nicht. Ãœber Kunst lässt sich ja ewig streiten. Was ist gut, was nicht? Bei startnext und den anderen Plattformen kann JEDER sein Projekt einstellen, egal ob anerkannter Künstler/Musiker oder Newcomer. Das finde ich schon eine gute Sache.
Inzwischen verteilt sich die Diskussion schon auf mehrere Internetseiten und Netzwerke, ich habe deshalb ein Update als Kommentar hier unter meinem Artikel gepostet: http://bit.ly/gHBvKC Herzliche Grüße – Dorothée
Hallo Dorothee, mittlerweile hab ich die Antworten aus Deinem Blog abonniert und sie daher schon gefunden
Ich kann Deine Überlegungen nachvollziehen, und jedem Künstler ist es freigestellt, sich selbst sein Netzwerk aufzubauen, z.B. über ein eigenes Blog, und darüber seine Kunst oder Musik zu verkaufen. Dann muss er niemandem etwas von seinem Erlös abgeben, verbraucht aber immens viel Zeit für Aufbau und Pflege seines Netzwerkes, die er vielleicht lieber in seine Kunst stecken würde?
Nicht jeder Künstler oder Musiker ist automatisch ein guter Blogger, Netzwerker, Marketingmensch. Wenn das so wäre, bräuchten wir weder Plattformen noch sonst eine Art von Marketing- und Vertriebswegen, dann würde jeder Künstler das selbst übernehmen. Allerdings würde ihm dann sehr wenig Zeit bleiben, seine Kunst auszuüben…
Meiner Meinung nach soll jeder das tun, was er am besten kann, und den Rest outsourcen. Outsourcen bedeutet, dass andere die Arbeit übernehmen, die man selbst nicht tun kann oder will, und dafür natürlich auch entsprechend entlohnt werden.
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