Serie: Social Media in der Praxis.
Interview mit Hagen Kohn, VioWorld

Im Rahmen der Serie „Social Media in der Praxis“ befrage ich ich Kulturschaffende, Kulturbetriebe und andere Akteure nach ihren Zielen, dem Zeitbudget und den personellen Ressourcen ihrer Social Media Aktivitäten.

Heute im Gespräch: Hagen Kohn, der beim Musikerportal VioWorld für Kommunikation, Akquise und Kundenbindung zuständig ist.
VioWorld erstrahlt übrigens nach dem Relaunch am 1.11.11 in einem neuen Glanz. Sehr gelungen, wie ich finde, Gratulation!

Vielen Dank, Hagen, für das Interview!

Seit wann nutzt VioWorld Social Media?

Seit März 2009. Da war die Firma schon neun Jahre „alt“

Was war Euer Ziel beim Start? Wurde es erreicht?

Ziel war es, das gut etablierte aber statische Vioworld-Portal aufzuwerten,
neue Ebenen in der Kommunikation mit Usern und Kunden (Orchester, Theater,
etc.) zu erschließen. Jetzt ist das neue Portal endlich online und VioWorld
ist wieder „state oft the art“, aber in der Zwischenzeit hat uns Social
Media sehr geholfen, eine gewisse Durststrecke zu überbrücken.

Was sind Eure langfristigen Ziele, die Ihr mit Social Media erreichen wollt?
Wie messt Ihr den Erfolg?

Ziel war und ist eine Ausweitung der Kommunikation sowie das Schaffen eines
Mehrwerts für unsere Kunden – klassische Kultureinrichtungen – die das
Portal in erster Linie über den Kulturstellenmarkt nutzen. Unsere
Video-Portraits mit Künstlern („Vioworld trifft…“) sowie Beiträge zu den
Themen Kulturszene, Jobsuche, Ausbildungsmöglichkeiten für junge Musiker,
etc. haben die Marke Vioworld interessanter und bekannter gemacht.
Mittelfristig konnten wir auch eine Zunahme an Aufträgen verzeichnen, sowohl
bei den Kulturinstitutionen als auch bei Werbekunden.

Welche Maßnahmen führt Ihr durch, welche Tools nutzt Ihr?

Kernstück unserer Social Web Präsenz ist der Blog (http://vioworld.de/blog)
mit den oben genannten Themenbereichen. Unser B2B-Netzwerk hat sich dank
Twitter enorm erweitert und liefert Anregungen in alle möglichen Richtungen
– Themenrecherche, Networking, Partnerschaften und natürlich (weitgehend
konstruktive) Kritik.
Unsere Facebook-Page ist die Schnittstelle zu den privaten Netzwerken – hier
sind auch alle Mitarbeiter aktive Multiplikatoren – ich freue mich auch
schon auf die angekündigten Firmenseiten bei Google+!

Wie ist Eure Kommunikation(sabteilung) personell aufgebaut?
Wer plant Eure Social Media Strategie + Maßnahmen und führt sie durch?

Nun, wir sind eine 3-Mann- (bzw. Frau-) Firma, da ergeben sich Themen und
Strategie im täglichen Austausch. Letztlich laufen die Fäden bei mir
zusammen.

Wieviel Zeit investiert Ihr in Social Media (Durchschnitt pro Woche)

Ca. 10 Stunden pro Woche, hinzu kommen monatliche Video-Produktionen wie
„Vioworld trifft…“, die etwa einen Arbeitstag in Anspruch nehmen.

Wofür geht dabei die meiste Zeit drauf?

Lesen (Blogfeeds, Tweets) und Kommunikation/Kommentieren. Fürs Bloggen würde
ich mir mehr Zeit wünschen, aber es gibt ja noch die ganz normale Web 1.0
Arbeit zu erledigen :-(

Welche Eurer Aktionen / Maßnahmen war besonders erfolgreich und warum?

Ganz klar: „Vioworld trifft…“! Als Musikerportal, das von zwei ehemaligen
Musikern geführt wird, sitzen wir diesbezüglich an der Quelle. So hatten wir
schon zahlreiche Celebrities im Blog zu Gast, von der Opernsängerin Juliane
Banse bis hin zum Schauspieler Dominique Horwitz.

Wie sieht ein durchschnittlicher Arbeitstag bei Dir aus und welchen Anteil
macht dabei Social Media aus?

Erstes Drittel: Sachbearbeitung (ganz einsnullig :-)), ab mittags Social Web
(lesen, kommentieren, posten), dann wieder ganz traditionell
(Kundenbetreuung, Akquise). Aber natürlich lässt sich das nicht so einfach
trennen. Wenn ich auf was Interessantes stoße, wird´s getwittert, geplusst
und vielleicht auch spontan gebloggt.

Was sind die Schwierigkeiten / Herausforderungen, mit welchen Problemen hast
Du im Social-Media-Alltag zu kämpfen?

Schwierig ist es wohl eher in größeren Einrichtungen mit hierarchischen
Strukturen (Theater sind da Paradebeispiele!). Wenn da die Social Media
Arbeit nicht gut in PR und Marketing integriert ist – und auch „von oben“
gewollt und unterstützt wird, geht der Schuss nach hinten los. Bei uns läuft
das ganz harmonisch, jeder hat seine eigene Spielwiese.

Was würdest Du einem Einsteiger mit auf den Weg geben?

Kleinen Firmen: einfach loslegen! Natürlich nicht planlos drauf los posten
und gleich den großen Kulturkritiker raushängen, aber a) Accounts und
Nutzernamen bei den einschlägigen Netzwerken sichern und genau beobachten,
was die anderen so machen und wie sie´s machen. Wenn ein ausreichendes
Zeitbudget vorhanden ist, ergibt sich die Strategie von selbst. Also
entweder die Social-Web-Arbeit auf mehrere Köpfe verteilen oder eine
(flexible und eigenständige) Teilzeitkraft beschäftigen.

Bei größeren Institutionen sollte erst einmal geklärt sein, dass Social
Media künftig ein fester Bestandteil der Unternehmenskommunikation sein wird
und alle maßgeblichen Abteilungen eingebunden sind. Wenn das von der Leitung
nicht unterstützt und vorgelebt wird, kann nichts Nachhaltiges dabei
herauskommen. Ich würde empfehlen, einen externen Berater zu holen, der
gemeinsam mit dem Leitungsteam eine Strategie erarbeitet. Das wichtigste
ist, dass die Mitarbeiter „mitgenommen“ werden und ihre privaten Netzwerke
möglicherweise auch als Multiplikatoren nutzen.
Andererseits: wenn jemand mit Facebook oder dem Social Web allgemein nichts
zu tun haben möchte, sollte man das unbedingt respektieren.