Gibt es bloggende und twitternde Archive? Was schreiben die? Was könnten sie schreiben?

Als ich auf dem stART blog den Beitrag „Worüber können Sie als Kultureinrichtung bloggen?“ im Rahmen meiner Serie „Web 2.0 im Kulturbereich -Basiswissen“ online gestellt habe bekam ich folgende Frage von @EiserfeldWolf (Archivar/ Siegen):

 

twitter-EiserfeldWolf-Archive-bloggen

 

Meine Twitter-Antwort dazu war:

@EiserfeldWolf archive haben bestimmt auch spannendes zu berichten! was tut man dort, was sind die aufgaben… würde mich zb interessieren!

Im Beitrag „Worüber können Sie als Kultureinrichtung bloggen?“ habe ich folgende Vorschläge (+ Beispiele) für Blog-Themen gebracht:

„Bewährt haben sich Hintergrundberichte, Interviews (Künstler, Kuratoren, Besucher…), Sie können Werke besprechen und Techniken erläutern (Kulturvermittlung), über Auftritte, Tourneen oder Vernissagen berichten, allgemeine Diskussionen zu Ihrem Thema starten, neue Ausstellungen oder Premieren ankündigen. Wenn Sie Videos und Fotos einbinden wirken Ihre Beiträge noch lebendiger.“

Ob Archiv, Unternehmen, startup… natürlich können Sie diese Ideen auf Ihre Gegebenheiten umlegen!

Tatsache ist: Meistens hält man es in der PR-Abteilung einer Kultureinrichtung gar nicht für möglich, dass Besucher wirklich wissen wollen, was so ein Intendant den ganzen Tag macht, wie die Probenarbeit abläuft oder was ein Kurator für Ãœberlegungen anstellen muss, bis seine Ausstellung steht. Genauso wenig kommt man in Marketing / PR-Abteilungen von Unternehmen auf die Idee, dass sich Kunden für interne „Geschichten“ interessieren könnten.

Doch genau das interessiert Ihre Besucher oder Kunden! Gewähren Sie einen Blick hinter die Kulissen! Das ist in jeder Branche möglich und lohnt sich!

Aus dem Kulturbereich habe ich im stART Blog schon Beispiele dazu gebracht.
Erfolgreiche Unternehmensblogs wie z.B. das Frosta Blog (dazu ein Inteview mit Torsten Mathias, einem bloggenden Frosta Mitarbeiter im Interview-Blog) oder das Saftblog von Walthers Saftkelterei zeigen, dass das Innere eines Unternehmens spannend für Kunden ist – wenn es interessant, persönlich und authentisch präsentiert wird.

„Es gibt über alle Produkte was zu sagen“ stellt Kirstin Walter, Inhaberin der Kelterei, im Interview mit Bernd Pitz fest. Der Umsatz des Unternehmens hat sich übrigens verdoppelt, seit es das Saftblog gibt…

Wie sieht es nun mit Archiven aus?

@EiserfeldWolf hat mir auf meine Rechercheanfrage über Twitter dieses bloggende Archiv mitgeteilt:

Das Blog des Hochschularchivs Aachen:

blog hochschularchiv aachen

Schön, dass ein Archiv auf die Idee kommt, zu bloggen.
Aber sonst? Hmm. Was soll ich dazu sagen?

„Im Juni 2008 bezogen das Historische Institut und das Hochschularchiv der RWTH Aachen ein geschichtsträchtiges Gebäude am Theaterplatz. Das alte Regierungsgebäude imponiert seinen täglichen Besuchern nicht nur aufgrund seiner klassizistischen Architektur, die es seinem Architekten, dem „Schinkel von Aachen“ Johann Peter Cremer, verdankt, sondern auch durch historische Erinnerungen. Im Treppenhaus wird durch die Heldengedenktafeln für die Gefallenen während der Separatistentage und der beiden Weltkriege sowie durch eine Gedenktafel für die Gefangenen der Gestapo, die ab 1933 das Gebäude nutzte, Geschichte greifbar.…“ (weiterlesen: HIER)

Ähm.. Wer von Ihnen fühlt sich nun persönlich angesprochen, hat den Eindruck, hinter die Kulissen zu blicken, hat Lust, einen Kommentar abzugeben oder ist nun überzeugt, zur Führung zu kommen…?
Die Information kommt rüber, aber mehr nicht. Dafür braucht man nicht unbedingt ein Blog, so etwas stellt man besser unter „Aktuelles“ auf die Website.

Vergleichen wir das doch mal mit einem Blogeintrag von dacapo, dem Blog der Duisburger Philharmoniker, nehmen wir gleich den Aktuellsten her:

„Weihnachten im August? Bei den Duisburger Philharmonikern ist das tatsächlich möglich. Heute fand eine der Aufnahmen für die Produktion einer Weihnachts- CD für Kinder im Orchesterprobesaal statt. Aufnahmeleiter  Wolfgang Denhoff und Produzent Detlev Jöcker erklären in einem Interview wie es dazu kam… (…)

(Hier kommt das Interview als Video, außerdem ist der Blogbeitrag illustriert durch Fotos: Flickr-Fotostream)

(…) Vorsicht Aufnahme! – Die Schilder im dritten Stock des Statdttheaters sind Vorboten der Geschehnisse im Orchesterprobesall, kurz OPS. Arrangiert von Friedo Dreßler, spielen die Musiker Stücke des Produzenten und Musikers Detlev Jöcker ein, der sich mit  dieser Weihnachts- CD einen Kindheitstraum erfüllt. Mucksmäuschen still ist es im OPS, nachdem Friedmann Dreßler und Dirigent Francesco Savignano letzte Details mit den Musikern erörtert haben und mit großer Konzentration ans Werk gehen. „Nur fünf Minuten hinter der Zeit“, teilt Francesco kurz vor der Pause mit und das ist mehr als innerhalb der Parameter, denn bestimmte Passagen werden nach Verbesserungen wiederholt eingespielt.
(weiterlesen: HIER)

Wer den geschrieben hat erfahren wir auch: Christoph Müller Girod, Chefredakteur des Blogs dacapo.

So stelle ich es mir vor: Gibt Einblick, was die Leute hinter „der Einrichtung“ so tun, macht neugierig auf weitere Infos, ist spannend und spritzig und hat eine persönliche Note… Die Fotos und Videos machen den Bericht noch lebendiger, man hat fast das Gefühl, selbst dort gesessen zu sein…

Was schreiben Archive? Und was könnten Archive schreiben?

Was deutsche Archivblogs so schreiben habe ich oben skizziert. Da ich aber nur ein einziges Archivblog gefunden habe, kann ich jetzt natürlich nicht verallgemeinen… Vielleicht gibt es ja noch andere, oder ganz tolle Beispiele au den USA? Bitte gern als Kommentar posten!

Was KÖNNTEN sie denn schreiben, damit es für die Leser wirklich interessant ist? Leider habe ich keinen Einblick, was in einem Archiv so passiert. Denn ich habe noch nie in einem Archiv gearbeitet, kenne niemanden, der in einem Archiv arbeitet und habe bisher noch kein Blog gelesen, das Einblick gibt 😉
Aber irgend etwas Spannendes wird es doch auch aus einem Archiv zu berichten geben – so interessant wie Säfte oder Tiefkühlkost wird es doch allemal sein…

Wie schreibt man denn generell Blogbeiträge, die gerne gelesen werden?

Wie man generell Blogbeiträge schreibt, die gerne gelesen werden, habe im Artikel „Elemente eines Blogs und wie Sie sie einsetzen“  im meiner Serie „Web 2.0 im Kulturbereich -Basiswissen“ beschrieben:

„Ihr Text muss interessant sein, einen Hauch Persönlichkeit enthalten und sich gut lesen. Sterile Texte aus der PR-Abteilung oder Pressemitteilungen eignen sich nicht als Blogbeiträge.

Journalistisch gesehen sind Blogbeiträge Meinungsbeiträge, wie Glosse oder Kolumne. Ihre persönliche Meinung ist gefragt! Bringen Sie sie ein oder lassen Sie Mitarbeiter, Künstler, Besucher in eigenen Beiträgen oder in Form von Interviews zu Wort kommen.“

WORÜBER Sie bloggen könnten, das gibt es HIER zu lesen.

Gemeinschaftsweblog Archivalia

Wer mehr über Archive erfahren will schaut am besten ins Gemeinschaftsblog Archivalia, das Nachrichten rund um das Archivwesen bietet.
„ARCHIVALIA ist ein Gemeinschafts-Weblog, an dem sich möglichst viele beteiligen sollten (nicht nur Archivare und Archivarinnen)“,

betrieben von Dr. Klaus Graf.

Twitternde Archivare

…gibt es übrigens auch: