NPO-Blogparade: Folgen der Finanzkrise für Nonprofits – Bedrohung oder Chance?
Was die NPO-Blogparade ist habe ich in diesem Beitrag erläutert.
Wie beschrieben stellt ein Mal im Monat ein Blog eine Frage, die den Nonprofit-Bereich betrifft, und fordert die Blogosphäre zu Beiträgen auf.
Hier nun mein Beitrag zur 1. Frage von Brigitte Reiser, mit der sie die NPO-Blogparade gestartet hat:
Folgen der Finanzkrise für Nonprofits – Bedrohung oder Chance?
Ich werde versuchen, mich dieser Frage für den Kulturbereich anzunehmen.
Die Finanzsituation der öffentlichen Kassen ist schon lange nicht mehr rosig – Diskussionen über Sparmaßnahmen im Kulturbereich werden daher schon seit geraumer Zeit geführt.
Darüber hinaus hat sich die Konkurrenzsituation von Kulturangeboten in den letzten Jahren auch noch aus einem anderen Grund verstärkt – ein erweiterter Kulturbegriff und die zunehmende Erlebnisorientierung der Gesellschaft tragen zu einer Fülle an Unterhaltungsmöglichkeiten bei, die um die Freizeit der Kulturbesucher wetteifern.
Nun spitzt sich die Situation noch weiter zu. Der Konkurrenzkampf der einzelnen Organisationen im gesamten NPO-Bereich wird sich noch verschärfen – sowohl um um öffentliche Mittel als auch um Spenden und Sponsorengelder. Das skizziert Brigitte Reiser in ihrem Beitrag zur Finanzkrise.
Dass das eine Bedrohung für Kultureinrichtungen ist, ist keine Frage, für etliche sogar eine existenzielle.
An der finanziellen Lage der Banken und deren Folgen kann man als Kultureinrichtung nichts ändern – man könnte nun in lautes Wehklagen ausbrechen.
Aber ebenso wie Christian Henner-Fehr bin ich der Meinung, dass jede Bedrohung auch Chancen bietet – man muss sie nur wahrnehmen und nutzen.
Für Kultureinrichtungen sehe ich folgende Chancen:
Solange alles irgendwie läuft besteht nicht unbedingt die Notwendigkeit, eingefahrene Strukturen zu überdenken, sich Gedanken über seine Mission, seine Ziele und sein Profil zu machen, sich in besonderem Maß um seine Stakeholder zu bemühen, sich mit Marketing auseinander zu setzen oder Überlegungen über Kooperationen mit anderen Kultureinrichtungen anzustellen.
Nun ist aber der Punkt gekommen, an dem Kultureinrichtungen dem nicht mehr auskommen.
Gerade große Kultureinrichtungen mit ihren Hierarchien und eingefahrenen Verhaltensweisen tun sich schwer mit Umstellungen, aber vielleicht schaffen sie es nun, ihre Strukturen aufzubrechen und frischen Wind herein zu lassen.
Kleinere sind flexibler und schon lange gewöhnt, zu kämpfen – ihre Lage hat sich verschärft, aber nicht grundlegend verändert.
Für den Kulturnutzer wird es Nachteile geben: Alle Kulturangebote werden den Kampf um`s liebe Geld nicht überleben.
Aber auch Vorteile: Es wird nicht mehr ganz so viele Angebote geben, aber die, die übrigbleiben, werden sich um ihre Besucher bemühen müssen.
Eine weit verbreitete Sorge im Kulturbereich wird sich noch verstärken:
Die Befürchtung, dass durch die Sparmaßnahmen und den resultierenden Zwang zur Besucherorientierung nur mehr „massentaugliche“ Kultur eine Chance haben wird; dass Kunst, die irritieren, aufrütteln, zum Nachdenken anregen will und nicht jedem gefällt, mehr und mehr verschwinden wird.
Diese Sorge ist schon irgendwo berechtigt, aber sicher ist, dass Besucherorientierung im Service die Qualität der Leistungen nicht schmälert; und dass man durch die passende Kommunikation Interesse und Akzeptanz – auch für schwierige Themen – erhöhen kann.
Kultureinrichtungen werden also mehr Denkarbeit und Energien in Marketingüberlegungen stecken müssen (damit ist NICHT Werbung gemeint. Was Marketing im Kulturbereich bedeutet habe ich in meinem Beiträgen „Warum Kulturmarketing“ und und „Was ist Marketing, was ist Kulturmarketing?“ kurz erläutert).
Zum Abschluss noch ein Zitat der Trendforscherin Faith Popcorn zur Finanzkrise (aus David Report via Martin Koser, Matthias Schwenk und Christian Henner-Fehr)
“Recognize, that this is not the beginning of a recession – this is the end of the world as we have known it.â€
Man kann es vielleicht auch negativ auffassen, indem man die Arbeit des Umdenkens mit Mühen assoziiert; für mich versprüht es Aufbruchsstimmung – ein Neubeginn als Chance.
Und zum Drüberstreuen noch ein Video, für alle, die sich der Finanzkrise auf spielerische Art nähern wollen…
(via Christian Henner-Fehr/ Twitter)
Zur NPO-Blogparade
“Ein Blogautor stellt eine Frage und fordert die Leser dazu auf, einen eigenen Blogbeitrag über das vorgegebene Thema zu schreiben und diesen Beitrag per trackback mit dem Blogbeitrag des Initiators (Host) zu verlinken.â€
Die NPO-Blogparade ist eine wiederkehrende Blogparade:
1 x pro Monat stellt einer der Hostblogs eine Frage zum Nonprofit-Bereich. Mitmachen kann jeder Blogger, dem etwas dazu einfällt. Einfach einen Beitrag ins eigene Blog schreiben, mit dem Hostblog verlinken – fertig.
Dies ist die erste Frage dieser Reihe, sie lautet:
Folgen der Finanzkrise für Nonprofits – Bedrohung oder Chance?
Hostblog ist diesmal das Blog Nonprofits vernetzt von Brigitte Reiser, bitte diesen Blogpost verlinken.
Bis zum 5. November 2008 werden Beiträge entgegen genommen. Danach wird es im Hostblog eine Auswertung geben.
Also, ran an die Tasten! Beitrag verfassen!
Die nächste Frage werde ich am 15. November hier im Kulturmarketing Blog stellen.
Eine genauere Einführung zur NPO-Blogparade gibt es bei Brigitte Reiser.
Die Hoffnung, dass die großen Kultureinrichtungen nun grundsätzlich umdenken werden teile ich nicht, zumindest nicht wegen der Finanzkrise. Denn sie werden hauptsächlich öffentlich finanziert und sind daher nicht gefährdet, wie der Kulturstaatsminister unlängst geäußert hat. Bitter ist es für die Kleinen, die sowieso schon kämpfen. Dass sie das sozusagen gewohnt sind, heißt nicht, dass sie das besser verkraften werden. Im Gegenteil, sie haben weniger Spielraum, das aufzufangen.
Ich denke wie Neumann, dass die Finanzkrise vielmehr zeigt, dass die deutsche Kulturlandschaft grundsätzlich gut und nachhaltig aufgestellt ist und man sich hüten sollte, das in Frage zu stellen und schlechtzureden. Bei allem, was sich im Einzelnen verbessern lässt.
Ich gebe Dir Recht:
Ich denke auch, dass es die Kleinen härter treffen wird als die Großen. Natürlich haben sie weniger finanziellen Spielraum, andererseits sind sie aber flexibler und tun sich nicht so schwer mit Umstellungen.
Du glaubst also daran, dass die Finanzkrise im privatwirtschaftlichen Bereich bleibt und sich NICHTS an öffentlichen Zuwendungen im Kulturbereich ändern wird.
Hmmm… Da bin ich skeptisch.
Was passiert denn, wenn die Banken krachen und der Staat die Schulden übernimmt? Angeblich ist doch volle Deckung der Spareinlagen garantiert, woher soll das Geld denn kommen –> durch unsere Steuergelder und durch Einsparungen, und von Einsparungen ist der Kulturbereich meistens als erster betroffen…
Ich wage ehrlich gesagt keine Prognose was die Finanzkrise angeht. Allein auf den Finanzsektor bezogen ist das kaum vorherzusagen. Wie dann noch die mittelbaren Auswirkungen auf den Kulturbereich sein könnten – wer kann das schon wissen? Sicher ist aber, dass eine öffentliche Finanzierung mehr Sicherheit und Stabilität schafft als eine private – deswegen werden ja auch die Rettungspakete geschnürt. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um das festzustellen und darin eine Stärke des deutschen Kulturmodells zu erkennen. Das heißt nicht, dass man viele Dinge nicht auch anders machen könnte und sollte, ich meine nur, dass die Krise nicht nur die Chance bietet, umzudenken und zu reformieren, sondern auch festzustellen, was man bisher schon sehr gut gemacht hat.
[…] Fundraising und Fördergelder gesetzt haben. Was das im Einzelnen bedeuten könnte könnte, haben Karin Janner und Brigitte Reiser bereits im Rahmen der NPO-Blogparade […]
@kulturblogger:
Klar, feststellen, dass etwas bisher gut gelaufen ist ist auch erlaubt 😉
Was ich nicht mag, ist Gejammer ohne Lösungsvorschläge und Schimpfen auf die böse Welt, ohne selbst für irgendwas Verantwortung zu übernehmen.
In manchen Situationen fällt es schwer (und in manchen wird es vielleicht sogar unmöglich sein), aber ich persönlich versuche, Krisen, Rückschlägen und negativen Erlebnissen etwas Positives abzugewinnen – z.B. dass man dann Dinge in Frage stellt, die man sonst nicht in Frage gestellt hätte, und dadurch zu besseren Lösungen kommt…
Und daher sehe ich auch im größeren Bereich eine Krise nicht nur negativ. Vielleicht regt es auch Kultureinrichtungen zum Nachdenken an. Ich behaupte ja nicht, dass unser Kultursystem oder alle Kultureinrichtungen schlecht sind, aber gibt genug Kultureinrichtungen, die irgendwo etwas besser machen könnten…
[…] Karin Janner sieht in der Krise die Chance, dass insbesondere die großen, tendenziell bürokratischen […]
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Lösungsansätze für alle Bereiche im Dritten Sektor, für alle NGOs, NPOs, CSOs, für alle Vereine unabhängig von ihrer Größe, für alle sozialen, kulturellen Einrichtungen, für alle Verbände, für die gesamte Sozialwirtschaft, für
nichtstaatliche Einrichtungen: Kindergärten, Kitas, Schulen etc. vorhanden. In den USA mit mind. 10 Jahren Vorlauf schon in die Praxis umgesetzt. Darüberhinaus in den USA gesetzlich eine neue Unternehmensform (Kombination NPO + FPO) verabschiedet, die L3C = Low Profit LLC.
Deutschland tut sich schwer, weniger wegen vorhandener Lösungsansätze, mehr wegen erforderlicher Bewußtseinsveränderungen und wegen Veränderungsängste.
Lösungs-Ansätze: Web-Site „http://www.bogner-directconsult.de.