Zum Austausch im „Kulturbereich“
Christian Henner-Fehr (Das Kulturmanagement Blog) hat in seinem Beitrag „Kulturmanagement im Internet – eine Beobachtung“ ein Thema aufgegriffen, das mich auch schon länger beschäftigt:
Wo findet der Austausch „im Kulturbereich“ statt? Im Internet auf jeden Fall nicht.
Ich schreibe bewusst allgemein „Kulturbereich“.
Natürlich tauschen sich Künstler, Theaterleute, Filmleute… untereinander aus, meist auf brancheneigenen Events oder in ihren Interessensvertretungen; Kulturmanager in ihren Alumni-Clubs mit ehemaligen Kommilitonen, oder vielleicht in der Kulturpolitischen Gesellschaft.
Aber wo findet der branchenübergreifende Austausch statt?
Wo der Austausch zwischen Kulturschaffenden und Kulturmanagern?
Wo der Austausch zwischen Kulturmanagern, die unterschiedliche Studiengänge absolviert haben?
Der Austausch, bei dem man sich anderen Sparten öffnet und über den Tellerrand blickt?
Dafür würde sich das Internet ja sehr gut anbieten. Nur: hier passiert (fast) nichts in diese Richtung. Es gibt keine relevanten Social Networks, kaum Blogs; die Foren, die existieren, werden so gut wie nicht benutzt.
Warum bloggen Experten/ Fachbuchautoren aus dem Bereich Kulturmanagement nicht? Warum bloggen die vielen Kulturmanagement-Studenten nicht? Warum beteiligt sich niemand an Diskussionen in den Foren?
Wollen Kulturschaffende und Kulturmanager mit dem Internet generell nichts zu tun haben? Sind sie einfach noch nicht so weit? Oder muss man sie nur motivieren?
Deutschsprachige Kulturmanagement-Foren (leider kaum benutzt):
- Forum des Kulturmanagement Network
- Xing-Forum Kulturmanagement/Artsmanagement
- Lab for Culture (verschiedene Foren und Blogs; die meisten sind aber englischsprachig)
Ich glaube, es liegt vor allem daran, dass die Betreiber solcher Foren nicht wissen, wie man Gespräche initiiert. Ein Forum oder eine Gruppe ist schnell eingerichtet, aber die eigentliche Arbeit geht erst danach los. Welche Themen lösen Diskussionen aus, wie müssen Beiträge geschrieben werden, damit Reaktionen überhaupt möglich sind?
Das ist viel Arbeit, für die man in der Regel nicht bezahlt wird. Was dazu führt, dass die Foren tot sind. Aber da gibt es dann noch Weblogs… 😉
Ich glaube das Problem von Kulturschaffenden und -managern ist es ausgetretene Pfade zu verlassen. Heute morgen wieder im Gespräch mit Vertretern des Landesministeriums und Vertreterinnnen der Kunstabteilungen verschiedener Banken: Es gibt einfach Vorbehalte von Seiten des Ministeriums für Kunst und Wissenschaft zu Begriffen wie Kulturwirtschaft, Internetmarketing, u.ä.. Kulturmanagement läßt sich schnell auf eine sehr eindimensionale Arbeit reduzieren. Eine Grundtendenz, die dahingeht, daß das Geld eher nah mit der Kunst verknüpft wird. Weiter auszuholen um etwas in Gang zu bringen, ist irgendwie problematisch. Insofern ist der Erfahrunghorizont im Umgang mit den Internet- und web 2.0-Möglichkeiten sehr klein. Deshalb gibt es da meiner Meinung nach auch wenig Austausch.
@Christian:
Klar, da hast Du recht.
Ich glaube aber, dass die Spezies der Kulturschaffenden und Kulturmanager es (noch?) nicht gewohnt ist, das Internet als Medium zum Austausch zu benutzen. Vielleicht hat man es mittlerweile schon heraußen, sich mit Hilfe des Internets zu informieren, aber selbst Inhalte für`s Netz zu produzieren… wird offenbar nicht gerne gemacht…
Daher glaube ich nicht, dass es einfach ist, ein Forum für diese Gruppe zum Laufen zu bringen.
@Burkhard:
> Ich glaube das Problem von Kulturschaffenden und
> -managern ist es ausgetretene Pfade zu
> verlassen.“
Den Eindruck habe ich auch, obwohl sich gerade diese Leute gerne „anders“ sehen. Wenn man näher hinschaut, haben die meisten „Kulturleute“ auch ihre festgefahrenen Strukturen und Meinungen, bleiben gerne unter sich und blicken ungern über den Tellerrand.
@karin: „Ich glaube aber, dass die Spezies der Kulturschaffenden und Kulturmanager es (noch?) nicht gewohnt ist, das Internet als Medium zum Austausch zu benutzen. Vielleicht hat man es mittlerweile schon heraußen, sich mit Hilfe des Internets zu informieren, aber selbst Inhalte für`s Netz zu produzieren… wird offenbar nicht gerne gemacht…“
Vielleicht liegt da der Kasus knaxus. Es könnte einem ja Schaden bringen, wenn man im Internet eigene Gedanken publiziert. Diese Gedanken könnten eventuell nicht mit denen des Arbeitgebers oder möglicher Auftraggeber konform sein. Man weiß ja nie.
Also besser ducken, statt Gedanken zu äußern, die man vielleicht morgen oder in zehn Jahren bereut. Unter uns ;-): im bundesrepublikanischen Arbeitsalltag ist das in Behörden ja auch nicht anders. Wer sagt da schon, was er wirklich denkt? Doch da weiß man, was der Chef hören will. Im Internet kann man nicht wissen, was die Leser denken werden.
Und überhaupt: unter wirklich „Intellektuellen“, den Trägern und Hütern unserer Hochkultur, gilt es im Allgemeinen immer noch als unfein, etwas im Internet zu publizieren. Wer das tut, muss sich damit arrangieren, in diesen Kreisen als so etwas wie eine Bordschwalbe zu gelten.
Jetzt noch ein Wort aus der Schweiz zu dieser sehr interessanten Diskussion:
Was hier noch nicht erwähnt wurde, sind die unterschiedlichen Welten, in denen sich Kulturschaffende und Kulturmanager oft bewegen. Die unterschiedlichen Sprachen, die sie sprechen. Der Kulturmanager ist ja das Bindeglied, der Ãœbersetzer zwischen Kulturschaffenden und Politik/Wirtschaft/“Konsumenten“ im Allgemeinen. Er sollte also gut mit Kulturschaffenden kommunizieren können. – Diejenigen Kulturmanger, die sich im Internet bewegen und dort auch diskutieren, erachten jedoch die Notwendigkeit höher, mit „der anderen Seite“ (Politik/Wirtschaft/Konsumenten) zu kommunizieren. Bei diesen wollen sie etwas erreichen; diesen wollen sie die Wichtigkeit der Kultur ins Gedächtnis rufen.
Mit Kulturschaffenden im Internet zu kommunizieren, erscheint ihnen weniger dringlich. Mir geht es jedenfalls so. Tatsächlich merke ich auch oft nach kurzer Zeit, dass sich die Kulturschaffenden nicht wohl fühlen bei einem Online-Gespräch.
@Joern:
Dazu ein Beispiel, das ich gerade im Xing-Forum Kulturmanagement/ Artsmanagement beobachtet habe: Da bittet jemand das Forum um Hilfe bei der Literatursuche zum Thema e-learning/ Veränderung des Lernverhaltens durch das Internet – für eine Abschlussarbeit. Interessantes Thema, gute Vorgehensweise, an Informationen zu kommen. Die ersten beiden Antworten haben ihr aber wohl die Lust am Benutzen von Foren verdorben: Man kritisierte ihr Informationsverhalten und meinte, zu einer Abschlussarbeit gehöre es dazu, seine Quellen selbst zu recherchieren…!(gemeint ist hier wohl: ohne Zuhilfenahme des Internets)
Nur ja nicht etwas von seinen Weisheiten ausplaudern, da könnte ja jemand anderer davon profitieren…
Typisch Kulturmanger, würde ich sagen. In einem Web 2.0 oder Internetmarketingforum wäre das nicht passiert.
@unkultur:
Danke für`s Wort aus der schönen Schweiz!
Ich diskutiere mit „beiden Seiten“ – sowohl offline als auch online. Wobei ich sagen muss: Online kommt man an Kulturschaffende aber kaum ran, da ist „die andere Seite“ einfach aufgeschlossener.
Zwei Punkte möchte ich dazu gerne loswerden:
Erstens: KulturmanagerInnen sind es wie die VertreterInnen vieler anderer Bereiche nicht gewohnt, Fachdiskussionen öffentlich zu führen. Wenn man unter sich ist, geht es doch viel leichter und außerdem versteht man sich ja auch besser. Dumm nur, dass man schnell im eigenen Saft schmort und den Bereich nicht weiter bringt.
Zweitens: KulturmanagerInnen sind im Umgang mit Foren genauso geschickt oder ungeschickt wie die meisten von uns. Wenn ich in einem Forum nicht diskutieren will, dann hat das in der Regel seine Gründe. In jedem Forum gibt es, von Ausnahmen mal abgesehen, einen Gründer, Moderator oder wie sich diese Person auch immer nennt. Deren Aufgabe ist es, einem Forum Leben einzuhauchen.
Ein Forum zu eröffnen und den Leuten dann zu schreiben: nun diskutiert mal schön, schließlich habe ich Euch eine Gruppe aufgemacht, ist in meinen Augen respektlos und zeugt von geringem Wissen, wie Kommunikation in solchen Foren funktioniert.
Wenn man sich funktionierende Foren auf Xing anschaut, kann man sehen, dass die Lebendigkeit der Gruppe von ein, zwei oder mehr Personen abhängt. Sind die nicht vorhanden, bleibt die Gruppe tot.
Das als Beitrag zur Ehrenrettung von KulturmanagerInnen. 😉
Ok, Ehrenrettung akzeptiert;
sobald ich meine Diplomarbeit fertig habe, bin ich ja auch eine von denen 😉
Du hast auf jeden Fall recht mit dem Xing-Forum, ich hab schon 2 Mal den Moderator persönlich um eine Stellungnahme gebeten, aber nie eine Antwort bekommen.
Ich glaube trotzdem, dass die Spezies der Kulturmanager/ Kulturschaffenden eine harte Nuss ist, was den Austausch über`s Internet betrifft (zeigt sich ja auch daran, dass kaum jemand bloggt). Es gibt viele Gruppen, die da um einiges offener sind…
Stimmt, aber das sind in der Regel webaffine Gruppen. Nicht dass ich jetzt die Trägheit von KulturmanagerInnen verteidigen will, aber da gibt es noch einige andere Branchen, die man auch als „harte Nuss“ bezeichnen kann.
Übrigens ist die Zahl der Blogs im Bereich Kulturmanagement im letzten Jahr ziemlich gewachsen. In Prozenten ausgedrückt ergäbe das eine ganz ordentliche Wachstumsrate. Allerdings auf niedrigem Niveau, da hast Du schon recht. Aber reden wir am Jahresende noch mal darüber und schauen, was sich getan hat. Ich bin mir sicher, da werden noch einige einen Versuch wagen.
ja, wäre schön!
zugegeben hat es aber auch vorteile, über ein themengebiet zu bloggen, in dem noch nicht hunderte blogger herumwurschteln.
in meinem newmarketingblog ergeben sich nie solche diskussionen, und das betreibe ich schon seit 4 monaten. aber es gibt eben schon x andere marketingblogs, und da teilen sich die diskussionen auf – oder sie werden auf den blogs der alten blogger-hasen geführt.
bin jetzt erst von meinen Tagestermin zurück. schön, daß Ihr so angeregt diskutiert. Ich denke auch, daß Ende das Jahres alles wieder anders aussehen wird.
Ohne alle Kommentare gelesen zu haben:
Dein Zitat:
Warum bloggen Experten/ Fachbuchautoren (…) nicht?
Weil das bloggen in D nicht sooo verbreitet ist wie in den USA und hier relativ am Anfang steht? Es gibt in D z.B. auch kaum AG-Vorstandsblogs. In USA ohne Ende!
Dein Zitat:
Wollen Kulturschaffende und Kulturmanager mit dem Internet generell nichts zu tun haben?
Nein! Meiner Meinung nach beherrschen viele nicht dem Umgang mit dem Internet bzw. wissen einfach nicht, welche „Macht“ hinter einer gut geführten Seite steckt. Zitat einer mir bekannten Autorin / Mediatorin: „Da gibts so viel SEiten, da findet mich eh keiner…“
Dein Zitat:
Sind sie einfach noch nicht so weit? Oder muss man sie nur motivieren?
Man muss sie motivieren! Im Grunde muss man es ihnen „verkaufen“… WordPress ist vielleicht für Blogger einfach zu handeln. Aber jemand der das I-net nur nutzt um seine Mails abzuholen und ab zu mal rumsuft, der steht da schon vor nem Problem…
R.K.S
@R.K.S. Die Motivation ist meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg. Wenn ich jemandem erzähle, wie rückständig er ist, ist das in der Regel keine Aussage, die besonders motivierend wirkt. Die Kunst der Motivation ist gefragt…
Motivation ist das eine, Christian, aber wir hatten in den Foren von Kulturmanagement Network auch Impulse gegeben, Beiträge wie die Praktika- oder Bezahlsituation, die durchaus zum lebhaften Dialog einladen. Dennoch reagieren darauf die Leute kaum. Nicht zu vergessen die intensive Berichterstattung, die wir online und im KM Magazin führen. Die meisten Feedbacks bekomme ich dann doch per Mail oder auf Konferenzen. Nein, ich glaube wirklich, dass 1. die Kulturmanager eine zu heterogene Berufsgruppe sind, die sich wenn überhaupt unter den Studenten noch einigermaßen einheitlich gibt und 2. dass zu wenige Kulturmanager Lust am Online-Diskutieren und Bloggen hat. Da ich keine Kapazitäten habe, mich noch mehr als Moderator zu engagieren, weil die Berichterstattung, der Stellenmarkt und sonstige Geschäftstätigkeiten mich binden, wird intensiv überlegt, die Foren ganz einstellen.
@ Dirk Heinze: Ich wehre mich mit Händen und Füßen dagegen, die „Fehler“ bei den KulturmanagerInnen zu sehen. Gerade die Heterogenität müsste doch zu Diskussionen führen, in einer homogenen Gruppe sind eh alle derselben Meinung.
Vielleicht ist einfach die Kombination von redaktionellen Beiträgen und einem davon getrennten Forum nicht der richtige Rahmen für einen Dialog? Es gäbe genügend Beiträge, die eine Diskussionen wert wären. Anscheinend gelingt es aber nicht, die Diskussionen vom Beitrag ins Forum zu transportieren. Was ist, wenn Kommentieren direkt unter den Beiträgen möglich ist? Oder man setzt gleich auf Weblogs, denn da funktioniert die Kommunikation durchaus, wie man z.B. hier sehr gut sehen kann.
Punkt 2, die fehlenden Kapazitäten sind natürlich ein Argument. Ein Forum funktioniert nicht von alleine, sondern erfordert einen ziemlich hohen Zeitaufwand. Wenn die Zeit nicht zur Verfügung steht bzw. das Geld, um jemanden mit der Aufgabe zu betrauen, dann ist es sicher sinnvoll, das Forum einzustellen. Denn ein totes Forum ist fürs Image nicht wirklich gut.
Den meisten Kommentatoren hier kann ich nur beipflichten, wenn es um den Mangel an Blogs geht, um das Schmoren im eigenen Saft usw.l
Könnte es jedoch sein, dass Kulturmanager und eventuell auch Künstler der klassischen bildenen Künste das Mitmach-Web als echten Gegensatz zu ihrer eher elitären Kunsthaltung sehen? Schließlich darf auch nicht jeder überall seine Bilder zeigen.
Neulich gab es in der Zeit einen gut-gemeinten Artikel zum Thema Literaturkritiken im Netz. Da schrieb der Literaturkritiker im angestellten Verhältnis darüber, dass die Kritiken und Bewertungen der Leser bei Amazon auch spannend seien, aber eben qualitativ nicht dasselbe wie eine ausgefeilte Kritik eines ausgebildeten Kritikers. Ganz großherzig wurde eine friedliche Koexistenz offeriert.
Natürlich sind die Kritiken nicht vergleichbar. Aber der Mensch kam eben nicht einmal auf die Idee, dass man fachlich fundierte Kritiken auch ins Netz stellen könnte. Vielleicht ist so etwas von einem Print-Journalisten nicht zu erwarten. Ich glaube jedoch, dass dieses Beispiel symptomatisch für die Haltung im Kulturbetrieb ist: ihr Laien übt Euch mal hübsch im Netz, wir Profis sind in der offline-Welt zu Hause.
Schon jetzt erscheint mir diese Haltung sehr anachronistisch, denn in welchem Medium sich die Zukunft abspielen wird, ist doch jetzt schon klar, oder?
Grüße,
Jennifer.
@Alle:
Ich bin sehr beeindruckt über diese spannende Diskussion, die hier auf meinem Blog stattfindet. Vielen Dank für Euren Einsatz und Eure interessanten Beiträge!
@RKS:
Na, dann motivieren wir sie… wir sind ja auf dem besten Weg…
@Dirk Heinze:
Ich kann Deine Enttäuschung über das Forum gut verstehen. Aber ich fände es sehr schade, es wieder aufzugeben. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass es noch zum Laufen kommt.
Meine Einschätzung: Kulturmanager benutzen das Internet noch nicht lange und wenn, dann zur Informationsbeschaffung. Da seid Ihr ja bestens aufgestellt, das Kulturmangement Network kennt ja mittlerweile jeder, der etwas mit Kulturmanagement zu tun hat.
Auch ich habe das Internet anfangs nur als Informationsmedium benutzt. Irgendwann stößt man dann auf ein Forum oder ein Blog, in dem über ein Thema diskutiert wird, über das man mitreden möchte. Oder man hat am Ende einer Internetrecherche immer noch keine befriedigende Antwort auf seine Frage(n) und beschließt erstmals, ein Forum zu Rate zu ziehen. Das erste Mal ist vielleicht noch eine Hürde, aber dann gewöhnt man sich daran und bezieht Forums- und Blogdiskussionen in sein Rechercheverhalten ein.
Ich könnte mir vorstellen, dass immer mehr Kulturmanager diese Möglichkeit der Informationsbeschaffung und des Austausches wahrnehmen.
Klar hat die Gruppe der Kulturmanager nicht gerade eine Vorreiterrolle, was die Internetnutzung betrifft, aber irgendwann werden sie so weit sein. Spätestens, wenn die vielen Studenten, die sich gerade – verteilt auf zahlreiche Gruppen – in StudiVZ über Kulturmanagement-Themen austauschen, dem StudiVZ entwachsen sind.
Und dann seid ihr mit Eurem Forum gut aufgestellt: Außer Eurem gibt es ja nur das auf Xing (und viele Kulturmanager lehnen Xing ab) und die chaotische und unübersichtliche Forenwelt bei Lab for Culture.
Aber ich pflichte Christian bei, dass man in die Pflege eines Forums viel Zeit investieren muss – und man braucht einen langen Atem.
Um die Leute ins Forum zu bringen und auch zu halten, sollte es geben: ausreichend aktive User, regelmäßige Newsletter (um sie immer und immer wieder an das Forum zu erinnern), aktuelle Diskussionen…
Klar, dass das Eure Kapazitäten übersteigt. Aber läßt sich da nicht jemand finden, der den Forumsmaster macht? Entweder bezahlt oder ehrenamtlich? Vielleicht jemand von Euren „Korrespondenten“, von den Lesern oder auch Studenten? Vielleicht jemand, der überlegt, selbst ein Blog zu schreiben aber sich noch nicht so ran traut? Als Forumsmaster hat man da bestimmt etwas weniger Aufwand, zudem kann man sich die Aufgabe ja auch teilen.
Und dann müsste es auch mehr Werbung für das Forum geben, ich habe auch lange nicht bemerkt, dass es eines gibt. Ihr seid ja bestens auf allen relevanten Veranstaltungen und im Internet vertreten, aber ich denke, Ihr erwähnt das Forum da zu wenig.
Ihr könntet ja auch z.B. in Eurem Monatsmagazin regelmäßig die interessantesten Forumsdiskussionen abdrucken (dazu muss es erstmal welche geben, ich weiß…). Oder parallel zum Versand des Magazins eine themenspezifische Diskussion im Forum starten, mit einem Hinweis dazu in der Mail. Zur Zeit steht in der Mail nämlich nur: „Wir freuen uns über Feedback“ – klar, dass das Feedback dann per Mail kommt und nicht im Forum landet…
Christians Idee, das Ganze als Blog zu führen und Kommentare zu den Beiträgen zu ermöglichen, hatte ich auch dazu. Auch ich kann mir vorstellen, dass Eure wirklich sehr guten Beiträge auf diese Weise Diskussionen auslösen würden.
Zur Heterogenität: wie Christian sehe ich die nicht als Problem an.
@Christian:
siehe @Dirk Heinze
@ Jennifer:
Da gebe ich Dir recht. Deine beschriebenen Charaktere kenne ich gut. Aber wie ja schon von mehreren Kommentatoren festgestellt, ist die Gruppe der Kulturmanager sehr heterogen. Es gibt also (hoffentlich…) auch „die anderen“, die sich nicht zu gut für das www sind…
Grüße, Karin
@Christian: Die Diskussion hier zeigt ja, dass deine Idee, Beitrag und Diskussionsmöglichkeit zusammenführen, sehr gut klappt.
@ Christian Holst:
Hallo Karin,
Deine Frage und die bisherige Diskussion berührt einen Punkt, der nicht spezifisch für Kulturmanager oder Menschen aus dem Kulturbereich ist. Es ist vielmehr die Frage des Einbringens und Mitmachens, des Gebens ohne gleich etwas Nehmen zu können. Und es ist aus meiner Sicht auch das öffentlich Diskutieren können.
Ich erlebe es immer wieder auch in Projekten, in denen heute ebenfalls viel und oft elektronisch kommuniziert wird, dass es mehrere Hemmnisse gibt:
– Sich kennen: ich erlebe es immer wieder, dass Menschen erst dann beginnen, sich elektronisch auszutauschen, wenn sie sich mal begegnet sind, sich beschnuppert und eine „Sprachebene“ entwickelt haben. Deswegen starten wir intensive Projektarbeit immer nach einem eher geselligen Beginnen und Begegnen. Wenn ich weiß, wie der andere „aussieht“ und wie mein Gegenüber ist, dann fällt auch die elektronische Kommunikation leichter.
– Sich öffentlich öffnen: Ist es nicht auch die Plattform, an die sich viele erst gewöhnen müssen in ihrem Schreibstil, ihren Formulierungen und der abgelegten Scheu, vielleicht in dieser Öffentlichkeit auch mit seinen Gedanken belächelt, nicht ernstgenommen, kritisch wahrgenommen zu werden, ohne dass man das selbst sieht und damit natürlich auch keine unmittelbare – auch nonverbale Rückmeldung bekommt. Ich weiß ja nicht, wer das alles liest, still mitliest und seine Meinung darüber bildet, ohne sie kundzutun.
– Geben und Nehmen: Ich erlebe es immer wieder – und das gerade auch im Kulturbereich -, dass man erst dann einsteigt, wenn man etwas nehmen, erhalten will und einen Nutzen im Mitmachen sieht. Ein Geben ohne die Notwendigkeit eines Zurückbekommens findet nicht statt, weil kein Bedarf und auch kein Bedürfnis da ist. Einfach nur so seine Meinung kundtun: wozu?
– Schriftlichkeit: Man tut sich doch einfach – und kann auch nicht so festgelegt werden, wenn man etwas „nur“ mündlich mitteilt. Niedergeschriebene Gedanken können ja immer wieder hervorgeholt und benutzt, gebraucht, missbraucht, aus dem Zusammenhang gelöst zitiert usw. werden. Mit der Schriftlichkeit eines Blogs, Kommentars usw. ist es eben festgeschrieben.
Wenn ich Eure und auch meinen Kommentar kritisch lese, dann gehören wir zu denen, die sich einbringen und etwas geben. „Wir sind einer Meinung!“
Meine Frage: benötigen wir für den intensiven Austausch nicht eben diese Sich-Kennen, eine gewisse Vertrautheit und damit natürlich auch einen gewissen Schutz oder zumindest die Sicherheit, dass diese Gedanken nicht „missbraucht“ werden. Es geht eben noch weiter, wenn wir den fachlichen Austausch betrachten. Wieviele Internetseiten finden wir, wo gerade im Beratungsbereich das eigene Know How öffentlich preisgegeben wird?
Ich behaupte, es kommt auf Vertrautheit, Vertraulichkeit und die Sicherheit an, dass es nicht vor die falschen Augen kommt. Bloggen will eben auch gelernt sein – in der richtigen Umgebung!
Grüße Benno
Zitat:
Geben und Nehmen: (…) dass man erst dann einsteigt, wenn man etwas nehmen, erhalten will (…)
Was auch sehr schön in der Xing-Gruppe „sponsoring-treff“ zu beobachten ist. Von 670 Artikeln sind ca. die Hälfte Sponsorengesuche (oft nur Dreizeiler ohne Inhalt), der Rest sind persönliche Vorstellungen und es gibt fast null Austausch über die Methoden zur Sponsorengewinnung.
Es gibt übrigens 1.700 Mitglieder in der Gruppe, aber Austausch findet leider nicht wirklich statt…
Und bevor ich dort mit mir selber reden muss, schweige ich doch lieber, oder „blogge vor mich hin“…
@Jennifer: Das gefällt mir, wie Du das schreibst! Klingt irgendwie nach gesund wahrgenommen. Zu dem Selbstverständnis von Kritikern: Ich habe mal einen Film gemacht über Kunstkritik http://tinyurl.com/3r96cf Mein Liebling: Christian Demand: „Die Kernfrage der Kunstkritik muß heißen: Was soll das?“ Wer nicht nach der Fragestellung arbeitet, muß sich wirklich fragen, ob er nicht in einem Elfenbeinturm lebt und sein akademisches Spielchen treibt (und ich glaube im Elfenbeinturm gibt es keinen Internetanschluß).
@benno: „…ich erlebe es immer wieder, dass Menschen erst dann beginnen, sich elektronisch auszutauschen, wenn sie sich mal begegnet sind,…“
Das halte ich tatsächlich für wichtig. Siehe Xing Mainz Gruppe (G. Zerwas). Einmal im Monat treffen sich dort ca. 100 Leute der Gruppe, um miteinander zu reden, sich auszutauschen (nach dem Prinzip matchmaking- also nicht nur „hoch die Becher“). Warum gibt es so etwas nicht auch im Kulturbereich? Auschließliche Forendiskussionen finde ich auch oft nicht so richtig weiterführend.
@Benno:
Geben und nehmen. Was soll ich sagen. Hatte gerade dazu eine Diskussion im Xing-Forum Kulturmanagement, mit Frau G, Kulturmanagerin, die folgender Meinung ist:
„“Warum sollte jemand sein hart errungener „Herrschaftswissen“ teilen wollen? Da muß schon was für ihn dabei herumkommen – nämlich ein mindestens so wertvoller Stoß in die richtige Richtung bei eigenen Problemlösungen. Teilen ist hier das Stichwort und unter den bekannten kanppen Ressourcen, wer soll da schon teilen wollen? Wenn er’s hat?““
Das klingt wohl nach von mir erfundenem Negativbeispiel; ist traurig, aber wahr. Lest nach, Quelle: https://www.xing.com/app/forum?op=showarticles;id=8939194
Dass es Leute gibt, die lieber nehmen als geben ist ja bekannt. Aber ich war erstaunt, dass man so offen und überzeugt zu so einer Einstellung stehen kann.
Natürlich wird jemand wie Frau G. nicht bloggen. Dass man für das, was man gibt, Kontakte, Gedankenaustausch, interessante Diskussionen, Spaß an der Kommunikation …bekommt und dabei noch seinen Horizont erweitert, das wird für sie kein überzeugendes Argument sein. Und dass man üblicherweise nicht weniger im Hirn hat, wenn man etwas von seinem Wissen abgibt, auch nicht…
Für Christian: tut mir leid, dass Frau G. zufällig gerade wieder Kulturmanagerin ist 😉
Sie könnte natürlich auch einer anderen Branche angehören.
Sich kennen:
hat schon einen Vorteil, keine Frage, aber mittlerweile funktioniert das mit dem Kennenlernen auch ganz gut in der umgekehrten Reihenfolge: erst im Forum/ Blog/ Community, dann in der Realität.
@RKS:
Kann ich bestätigen, das mit dem Sponsoring. Ich hatte schon etliche Diskussionen mit Kulturschaffenden, die höchst erstaunt waren, dass Sponsoring etwas mit geben und nehmen zu tun hat. Die meisten sehen im Sponsor so etwas wie einen uneigennützigen Goldesel…
@Burkhard:
„Warum gibt es so etwas nicht auch im Kulturbereich?“ – das frage ich mich auch, ich wäre sofort dabei.
Im Kulturbereich trifft man die Leute halt zufällig auf Veranstaltungen. Oder bei Projekten. Oder man baut sich sein eigenes kleines Netzwerk auf. Oder man sucht sich Interessensvertretungen wie z.B. die Kulturpolitische Gesellschaft. Aber erst, wenn sie den Mitgliedern mehr bietet als die Mitgliedschaft auf dem Papier. Christian hat zum Thema Interessensvertretungen einen interessanten Beitrag geschrieben: http://kulturmanagement.wordpress.com/2008/05/05/interessensvertretungen-und-ein-zeitgemaser-webauftritt/
Im Moment laufen die Regionaltreffen dort sehr unbefriedigend ab. Viel zu selten, kaum jemand kommt, Kontaktaufnahme und Austausch außerhalb der Treffen ist so gut wie nicht möglich. Datenschutz…
[…] eingerichtet habe und keiner kommt? Um diese Frage geht es in Karin Janners Beitrag “Zum Austausch im Kulturbereich“. Karin stellt die (berechtigte) Frage, ob KulturmanagerInnen kein Interesse daran haben, […]
Naja, spätestens diese Diskussion zeigt, dass KulturmanagerInnen nicht nur im Elfenbeinturm leben und nicht wissen, was ein Computer ist. 😉
Manche allerdings schon, wie das Beispiel von Frau G. zeigt. Aber auch die kommt vielleicht noch auf den Geschmack. Der PC ist bei ihr nicht mehr das Problem, nur der Elfenbeinturm.
Das Beispiel der Sponsoring-Gruppe zeigt, dass es auch in anderen Bereichen, wie soll ich sagen, Defizite gibt. Aber gut, sehen wir das doch mal von der anderen Seite. Da gibt es noch jede Menge Menschen, die es zu überzeugen gilt.
nur kurz: ich will auch auf keinen Fall behaupten, daß alle im Elfenbeinturm leben. Es gibt auch positive Beispiele.
@ burkhard: ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass im Kunst- und Kulturbereich auch nicht mehr Menschen im Elfenbeinturm leben als in jeder anderen Branche auch. Aber zugegeben: es ist leichter, andere für etwas verantwortlich zu machen, was nicht funktioniert.
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