Bloggen als FreiberuflerIn: Was kostet ein Blog, was bringt bloggen und was sind die persönlichen Voraussetzungen für´s Bloggen?

Christian Henner-Fehr hat folgendes Thema aufgegriffen:

Weblogs: wann ist man eigentlich erfolgreich und lohnt sich Bloggen für mich?

Um Christian nicht wieder einen ganzen Roman als Kommentar zu schicken, mache ich aus meinen Gedanken zu diesem Thema einen eigenen Blogpost :-)

Kosten eines Weblogs

Christian hat sich besonders mit dem ökonomischen Nutzen eines Weblogs beschäftigt und versucht, auszurechnen, was das Bloggen kostet.

Wenn man jemanden als Unternehmen oder Kultureinrichtung für das Bloggen bezahlen muss, kommt man sowieso nicht umhin, sich die Kosten zu überlegen, aber auch als Freiberufler sollte man sich darüber einmal Gedanken machen.

Christian geht in seiner Rechnung von einem täglichen Aufwand von 2 Stunden und einem Stundensatz von 50 bis 100 Euro aus. Natürlich kommt man dabei auf eine ziemlich hohe Summe.

Gerald von Hyperkontext merkt in einem Kommentar an, dass es auch erfolgreiche Blogger gibt, die nicht täglich bloggen – es muss also nicht unbedingt mit einem täglichen Aufwand von 2 Stunden gerechnet werden.

Auch ich schaffe es nicht, täglich zu bloggen und bin durchaus zufrieden mit dem, was ich über meine wöchentlichen Beiträge erreiche.

Fragt sich eben, was man erreichen möchte.
Egal, ob ein Unternehmen oder eine Kultureinrichtung das Blog als Marketing/PR-Tool oder ein Freiberufler es als Selfmarketing-Instrument einsetzt – man muss wie auch sonst im Marketing Ziele setzen und schauen, ob man die mit einem vertretbaren Aufwand – hier über das Bloggen – erreichen kann.

Zur Kalkulation der Zeit, die man für`s Bloggen braucht, ist noch hinzuzufügen, dass es allein mit dem Schreiben der Beiträge (also Recherche/ Text schreiben) nicht getan ist – man muss dafür sorgen, dass das Blog einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, damit die Beiträge auch gefunden und gelesen werden können. Das kostet nochmal Zeit.

Matthias Schwenk nennt folgende 5 Punkte, die es braucht, um sein Blog bekannt zu machen:

  1. Verlinken
  2. Interessante Inhalte
  3. Regelmäßig schreiben
  4. Eigene Kommentare beantworten und selbst auf anderen Blogs kommentieren.
  5. Ein Netzwerk aufbauen, gezielt Kontakte knüpfen

Das sind einmal die grundlegendsten Punkte. Darüber hinaus kann man sich noch alles mögliche einfallen lassen, um das Blog oder einzelne Beiträge bekannt zu machen (Blogparaden, Beiträge in Social Networks bewerben, e-Books zum freien Download anbieten…)

Lohnt sich also Bloggen? Wie bekommt man diese Vorleistung zurück?

Matthias Schwenk ist der Meinung, „dass man hier nie nur die sofortige Amortisation sehen darf: Ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass wir mit unseren Fachblogs eine Art langfristiges Investment betreiben, dessen “wahres Ergebnis” sich erst in vielen Jahren (und im Rückblick) zeigen wird.“

Das denke ich auch, und daher ist schwierig, den ökonomischen Nutzen eines Blogs auszurechnen.

Was bringt das Bloggen?

Mit Blogs für Kultureinrichtungen habe ich mich in diesem und in diesem Blogbeitrag beschäftigt.

Was bringt denn nun ein Blog für eine(n) Freiberufler(in)?

  • Natürlich – man kann sich bekanntmachen und zeigen, dass man auf einem bestimmten Gebiet Experte ist. Im Gegensatz zu einer Referenzliste kann man im Blog auch Themen aufgreifen, zu denen man noch kein Projekt gemacht hat.
  • Noch nie war es möglich, so schnell Kontakte zu Gleichgesinnten aus aller Welt aufzubauen. Ein Blog bietet eine Fülle von Anknüpfungspunkten, und wenn man noch keinen hat (zu einer Person, mit der man in Kontakt treten möchte), schreibt man halt einfach einen passenden Beitrag im Blog :-)
  • Ein Blog dient auch der persönlichen Weiterbildung.
    Bücher lesen, Seminare besuchen, sich auf Veranstaltungen mit anderen auszutauschen kostet auch Zeit und wird nicht bezahlt. Indem man seine Gedanken zu einem Thema für einen Blogpost zusammenfassen muss, beschäftigt man sich intensiv mit dem Thema und hat es bestimmt mehr verinnerlicht, als wenn man nur in einem Buch darüber liest. Außerdem bekommt man Feedback und neue Denkanstöße für jedes Thema, das einen beschäftigt, das ist doch wunderbar :-)
  • Man kann Themen seiner Wahl an die Öffentlichkeit bringen, Diskussionen auslösen, die sonst einfach nicht stattfinden würden und Leute für seine Themen gewinnen.
  • Artikel, Gedanken und Links ordnen und archivieren – die sind dann gleich praktisch getaggt, und nicht in so einer umständlichen Ordnerstruktur, wie Microsoft und Co. sie bieten.

Das heißt, wenn ich Überlegungen über den Stundensatz anstelle, den mich als FreiberuflerIn mein Blog „kostet“, kann ich nicht den den Stundensatz dazu hernehmen, den ich von einem Auftraggeber bekomme, sondern muss einen Teil (welchen?) als persönliche Weiterbildung sehen – und vielleicht auch einen Teil als ehrenamtlichen Beitrag zur „Verbesserung“ oder „Weiterentwicklung“ der Gesellschaft…?

Wenn ich jetzt das ökonomische Ergebnis für Freiberufler nennen müsste, dann wäre das auf längere Sicht eine höhere Auslastung an Projekten (und dabei mehr Projekte zu Themen, die einem Spaß machen), ein höherer Stundensatz (den man als halbwegs bekannter Experte natürlich eher durchbringt als als unbekannter Heini), Einladung als ReferentIn zu Kongressen, GastautorIn in anderen Blogs, FachautorIn in Magazinen (womit man nicht nur etwas verdienen, sondern sich auch weiter bekannt machen kann).
Natürlich: auf längere Sicht. Das heißt natürlich nicht, dass ich heute zu bloggen anfange und morgen rennt man mir die Türen ein 😉

Aber früher gab es diese Möglichkeit gar nicht, es war viel zeitaufwändiger, sich ein Netzwerk aufzubauen und sich bekannt zu machen.

Persönliche Voraussetzungen für`s Bloggen

Dem hohen Zeitaufwand stehen also interessante Aspekte gegenüber.

Trotzdem ist ein Blog sicher nicht für jede(n) das geeignete Medium.
In die Überlegungen, ob man ein Blog startet, sollte unbedingt Folgendes einfließen, denn das sind Voraussetzungen, um mit einem Blog glücklich zu werden:

  • Man sollte gerne schreiben (und dabei auch halbwegs was zusammenbringen…)
  • Man sollte etwas zu erzählen haben, am besten Dinge, die nicht schon 1000 mal in den Medien durchgekaut worden sind.
  • Man sollte Begeisterung für sein Thema aufbringen.
  • Man sollte kontaktfreudig sein und Spaß am Austausch mit anderen haben.
  • Man sollte mit Kritik umgehen können – denn die kann in Form eines Kommentars öffentlich kommen. Man darf andere Sichtweisen und Meinungen nicht als Bedrohung sehen, sondern als Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern.
  • Man sollte irgendwie einen Hang zur öffentlichen Selbstdarstellung oder zumindest keine Scheu vor öffentlicher Meinungsäußerung haben.
  • Man sollte Spaß am Teilen haben. In Blogs teilt man sein Wissen und seine Erfahrungen mit anderen. Natürlich bekommt man meistens etwas zurück (Feedback, steigende Bekanntheit…), es geht einem aber sicher besser mit seinem Blog, wenn man schon das Teilen an sich als positiv empfindet.
  • Man sollte Durchhaltevermögen haben. Ein Blog ist eine längerfristige Angelegenheit. Wenn einem nach 3 Monaten die Puste ausgeht, ist es schade um die Zeit, überhaupt zu starten.
  • Es schadet natürlich nicht, wenn man experimentierfreudig ist.

Wer nicht sicher ist, ob diese Punkte für ihn zutreffen oder ob er genug Zeit und Durchhaltevermögen hat, ein eigenes Blog zu betreiben, kann sich erstmal als Gastautor auf anderen Blogs versuchen oder Fachartikel für einschlägige Portale schreiben (im Bereich Marketing gibt es dafür z.B. die Marketing-Börse und alles-marketing.de).
Wer doch gleich ins Bloggen einsteigen will findet auf Blogbooster.de hilfreiche Tipps für den Anfang.

Wichtig ist auf jeden Fall auch der Faktor Spaß :-)

Was meinen andere Blogger dazu?