Serie Internetauftritt von Kultureinrichtungen: Welche Informationen sollte eine Internetseite bieten?

—–Teil 3 der Serie Internetauftritt von Kultureinrichtungen —–

Die Internetseite sollte den Anspruchsgruppen (Besucher, Sponsoren, Presse, Mitarbeiter…) der Kultureinrichtung die Informationen bereit stellen, die sie im Internet suchen.

Beginnen wir mit den Besuchern:
Was suchen die auf der Website eines Kulturbetriebes und was kann ich als Betreiber der Seite für sie tun?
–> Die Webseite kann den Besuchern helfen, den Besuch meiner Kultureinrichtung zu planen und sich darauf vorzubereiten.

Viele amerikanische Museen fassen die Informationen, die die Besucher zu ihrer Planung brauchen, unter der Rubrik „Plan Your Visit“ zusammen.

Für die anderen Anspruchsgruppen können noch zusätzliche Bereiche auf der Internetseite geschaffen werden, z.B. für Sponsoren eine geschlossene Community, für Mitarbeiter Mitarbeiterblogs oder -wikis, für die Presse ein Online-Media-Room. Natürlich durchleuchten diese Gruppen aber auch den Besucher-Teil der Website und machen sich auf diese Weise ein Bild über die Kultureinrichtung.

Für aktuelle Informationen sollte zusätzlich ein Blog und/oder ein Podcast eingerichtet werden, der Teil des Online-Auftritts ist oder an prominenter Stelle (am besten auf der Startseite) verlinkt wird.

„Zeitlose“ Infos sind besser auf einer Unterseite der statischen Webseite aufgehoben – wegen der umgekehrt chronologischen Struktur eines Blogs können sie leicht irgendwo in der Tiefe des Blogs verschwinden und in Vergessenheit geraten…

Die Basisdaten

  • Öffnungszeiten
  • Adresse, Anfahrtsplan
  • Kontaktdaten (am besten mehrere Kontaktmöglichkeiten anbieten: Telefon, Email, Fax…)
  • Informationen zum Ticketverkauf
  • Theater/ Musical/ Opernhaus…: der Spielplan
  • Museum/ Galerie…: aktuelle und geplante Ausstellungen, Dauerausstellung, Sonderausstellungen, Zeiten und Themen der Führungen
  • Das Wichtigste über die Kultureinrichtung (Daten zu Gründung, Geschichte, Philosophie, Besonderheiten, wichtige Personen)

Veranstaltungskalender

Besonders für große Kulturbetriebe mit vielen unterschiedlichen Veranstaltungen empfiehlt es sich, einen Veranstaltungskalender auf die Webseite zu stellen. Einen sehr übersichtlichen Kalender stellt das Metropolitan Museum of Art/ New York bereit – der Besucher erhält hier detaillierte Informationen zu allen Events, die an einem ausgewählten Tag stattfinden; auf Wunsch werden nur Events aus einer bestimmten Gruppe angezeigt, z.B. Special Events für Mitglieder, Familienveranstaltungen oder Konzerte.
Man kann sich an eine bestimmte Veranstaltung erinnern lassen oder einen Veranstaltungstipp per Email an einen Freund verschicken. Wenn man sich registriert, kann man seinen persönlichen Kalender anlegen. Hier ein Screenshot:

screenshot veranstaltungskalender metroplolitan museum of art

Orientierungsplan oder Saalplan

Hilfreich kann auch ein Orientierungsplan sein. Das Germanische Nationalmuseum Nürnberg stellt einen solchen Plan auf seiner Website und als pdf zum Download bereit.

Theater stellen zunehmend Saalpläne auf ihre Internetseiten, z.B. das St. Pauli Theater Hamburg (Saalplan auf der Website und zum Download als pdf)
Das hilft dem Besucher bei der Sitzplatzwahl, wenn er sein Ticket über das Internet bestellt. Noch einen Schritt weiter geht das Staatstheater Mainz. Dort kann sich der Besucher der Internetseite auf einen 3D-Rundgang begeben. Er wählt den Kamerafixpunkt und kann mit der Maus bestimmen, in welche Richtung er blicken und wie schnell er sich dabei „fortbewegen“ möchte.

Hintergrundinformationen

Über Hintergrundinformationen kann die Einrichtung Interesse für ihr Kulturangebot wecken und Persönlichkeit in die Website bringen.
Einen Bereich wie „Über uns“ oder „Philosophie“ legt man an, um etwas über das Selbstverständnis und die Werte der Kultureinrichtung zu erzählen.
Sinnvoll ist es auch, Besuchern über die Internetpräsenz Einblicke hinter die Kulissen des Kulturbetriebes zu erlauben: Künstlerportraits, Interviews mit Mitarbeitern, Fotos oder Videos von der Probenarbeit…

Viele Theater, wie z.B. das Thalia Theater in Hamburg stellen ihre Mitarbeiter vor – mit Foto, kurzem Lebenslauf und Aufgabenbereich, den diese im Theater innehaben bzw. Stücken, in denen sie aktuell zu sehen sind.
Auch in Museen bietet es sich an, über die Personen zu berichten, die hinter den Ausstellungen stehen. Das Smithsonian American Art Museum stellt Künstler und Kuratoren in Form von Video-Interviews vor, z.B. William Cristenberry, der im Juli 2006 als Gastkurator am Haus tätig war.

Die Geschichte der Einrichtung oder die Besonderheiten des Gebäudes können ebenfalls Stoff für den Inhalt des Webauftrittes bieten. Das jüdische Museum Berlin beispielsweise gibt in der Rubrik „Rund ums Haus“ Informationen zu Geschichte und Architektur des Gebäudes. Besonders der neue Teil des Hauses, der von dem amerikanischen Stararchitekten Daniel Liebeskind geplant und 2001 eröffnet worden war, wird ausführlich vorgestellt. Neben Grundriss, Architekturfotos und der detaillierten Beschreibung der einzelnen Elemente des Baus sind auch die Ideen und Gedanken des Architekten wiedergegeben, die zur besonderen Form des Hauses geführt haben.
Das Smithsonian American Art Museum zeigt Fotos von der Renovierung des Gebäudes in Form einer Slidehow.

Museen: Online-Ausstellungen

Manche Museen zeigen vergangene Ausstellungen als Online-Ausstellung oder entwerfen eigens Online-Ausstellungen, z.B. das Smithsonian American Art Museum (Bereich Onlieneausstellungen des Smithsonian American Art Museum)

Eine davon ist die Ausstellung „African American Masters“
Was findet man dort?
–> Hintergrundinformationen zur Ausstellung, eine „Reisebeschreibung“ (in welchem Zeitraum die Ausstellung in welchem Museum zu sehen gewesen war),
Daten zu den Künstlern und Zusatzinformationen zu den einzelnen Werken. Hier ein Screenshot der Online-Ausstellung “African American Masters” , Smithsonian American Art Museum, Bild 5 von Romare Bearden.

screenshot african american masters - onlineausstellung des smithsonian american art museums


Museen: Museumsshop

Falls im Museum ein Shop vorhanden ist, sollte dieser mit seinem Angebot auch im Internet vertreten sein, idealer Weise mit der Möglichkeit einer Online-Bestellung.
Einen guten Online-Museumsshop hat das Deutsche Museum in München: www.deutsches-museum-shop.com. Hier kann man als Besucher zwischen verschiedenen Kategorien wählen oder sein Produkt über eine Volltextsuche finden, Wunschlisten anlegen, interessante Angebote an Freunde weiterleiten und bequem mit der Kreditkarte bezahlen.

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Zur Serie Internetauftritt von Kultureinrichtungen:

Es gibt eine Menge Literatur über die technische Seite eines Online-Auftritts.
Aber wenig über Konzeption und Inhalt. Auch im Internet ist nicht sehr viel über den konzeptionellen Teil eines Internet-Auftritts zu finden.
Ich habe daher beschlossen, dieses Thema schön aufzubereiten – mit theoretischem Teil und praktischen Beispielen aus dem Kulturbereich.

Bisher gibt es
Teil 1: Wozu – Konzeption – Aufgaben
Teil 2: Was ist guter Content?
Teil 3: Welche Informationen sollte eine Internetseite bieten?

Weiter geht`s das nächste Mal mit Teil 4: Aufbereitung der Informationen und Struktur einer Internetseite