Serie Internetauftritt von Kultureinrichtungen: Wozu-Konzeption-Aufgaben
Es gibt Kultureinrichtungen, die einen richtig guten Internetauftritt haben.
Und dann gibt es welche, bei denen er, sagen wir mal, weniger gelungen ist…
Eine gute Internetseite passt zum Charakter der Organisation, vermittelt dem Besucher ein klares Bild der Einrichtung und ist glaubhaft und aktuell.
Aber wie kommt man dort hin? Welche Überlegungen muss man dazu anstellen?
Und wie sieht er dann konkret aus, der gute Internetauftritt?
Es gibt eine Menge Literatur über die technische Seite des Online-Auftritts.
Aber wenig über Konzeption und Inhalt.
Um ehrlich zu sein ist mir gar kein Buch bekannt, das sich ausschließlich und ausführlich diesem Thema widmet; es gibt Literatur über Teilbereiche (Usability, Suchmaschinenoptimierung, grafische Gestaltung) und Bücher, in denen der Internetauftritt selbst ein Teibereich ist und in einem Kapitel abgehandelt wird.
Auch im Internet ist nicht sehr viel über den konzeptionellen Teil eines Internet-Auftritts zu finden, über technische Details umso mehr…
Ich habe daher beschlossen, dieses Thema schön aufzubereiten – mit theoretischem Teil und praktischen Beispielen aus dem Kulturbereich.
Da es über Ziele, Aufgaben, Inhalt, Aufbereitung… eines Webauftrittes mehr zu sagen gibt als in einen Blogpost passt, starte ich dazu eine neue Serie:
„Internetauftritt von Kultureinrichtungen“
Meine Serie „Web 2.0 im Kulturmarketing“ werde ich trotzdem weiterführen – über dieses Thema gibt es ja auch noch viel zu sagen. Also werde ich abwechselnd Beiträge zu diesen beiden Serien bringen – vielleicht werden meine Serien dann auch irgendwann einmal verschmelzen, wenn`s webzweinullig wird im Online-Auftritt 😉
Also los mit dem Einführungsteil zu meiner neuen Serie:
Wozu ein Internetauftritt?
Hauptaufgabe eines Internetauftritts ist die Kommunikation – Ausgangspunkt sind daher die Kommunikationsziele.
Daneben können darüber auch Tickets oder Merchandising-Artikel vertrieben werden.
Ein eigener Internetauftritt gilt inzwischen mehr und mehr als selbstverständlich.
“Für viele Menschen läuft die erste Informationssuche (Was gibt es heute Abend im Stadttheater? Wann tritt der Sänger X in München auf? Welche Ausstellungen werden gerade in Hamburg gezeigt?) längst über das Internet,“schreibt Armin Klein in seinem Standardwerk zum Kulturmarketing.(1)
Kultureinrichtungen sollten im Internet daher nicht nur vertreten sein, sie sollten sich bestmöglich präsentieren.
Konzeption des Internetauftritts
Die klassischen Fehler bei der Konzeption
– Die Einrichtung hat sich noch nicht ausreichend mir ihren Zielen, ihrem Selbstverständnis und ihrer Zielgruppe auseinander gesetzt, aber weil man ja heutzutage einen Online-Auftritt braucht, wird ein Webdesigner beauftragt (oder der Freund der Tochter der PR-Kraft, der ja immer schon ein Internet-Bastler war, nimmt sich diesem Thema an ;-))
– Viele Kultureinrichtungen – aber auch Unternehmen – machen den Fehler, ihre Internetseite ähnlich ihrem Werbematerial für die klassischen Werbemedien zu konzipieren.
Also, wie geht man nun vor und was muss man beachten?
1) Die Reihenfolge
Als erstes grundsätzliche Überlegungen zur Einrichtung anstellen:Wie will man sich positionieren?
Was ist das Besondere an der Einrichtung?
Wen will man mit dem Angebot erreichen?
Worauf will man damit hinaus? (Ziele…)
(mehr dazu in meinen Beiträgen „Was ist ein Marketingkonzept“ und „Was ist ein Leitbild?“)Erst, wenn diese grundsätzlichen Dinge geklärt sind, kann man sich dran machen, das Ganze für den Internetauftritt auf den Punkt zu bringen.
2) Die Besonderheiten des Internet
Um einen Internetauftritt erfolgreich zu planen müssen die Besonderheiten des Internet berücksichtigt und die Vorteile konsequent genutzt werden. (mehr über die Besonderheiten/ Vorteile des Internet in meinem Blogpost zu Onlinemarketing)
3) Die Zielgruppe: Wen möchte man ansprechen? Und wie?
Wichtig für die Planung eines Internetauftrittes ist es auch, sich in die (potenziellen) Besucher hinein zu versetzen und die Leistungen/ Angebote so zu präsentieren, dass diese sich angesprochen fühlen.
Klingt ja logisch – wie sollte man es auch anders machen?
In der Realität wird dieser Grundsatz leider oft missachtet.
“Web site content too often simply describes what an organization or a product does from an egotistical perspectiveâ€(2), schreibt David Meerman Scott dazu; seine Lösung:
“I`m convinced that the key is to understand buyers (or those who may donate, subscribe, join, vote, etc.) and build content especially for them.â€(3)
(Das hat nun nichts mit dem Kulturangebot selbst zu tun.
Ob man dieses an den Geschmack der Besucher anpasst oder nicht soll an anderer Stelle diskutiert werden – hier geht es jetzt nur um den Webauftritt.)
Schön, man versetzt sich also in den Besucher seiner Internetseite und versucht, ihn zu verstehen. Aber wer ist das?
–>Wer sind denn die Leute, die man ansprechen möchte?
Im Fall einer Kultureinrichtung sind das sicher die (potenziellen) Besucher der Einrichtung, aber auch (potenzielle) Sponsoren, der Freundeskreis, die Presse, die Öffentlichkeit…
kurz: die Stakeholder oder Anspruchsgruppen.
Die verschiedenen Gruppen haben unterschiedliche Motive, die Internetseite zu besuchen – die wichtigsten sollte die Einrichtung herausfinden und dann bestmöglich befriedigen!
Aufgaben eines Internetauftritts
- um die Einrichtung bekannt zu machen und bei potenziellen Besuchern Interesse für die Angebote/ Leistungen zu wecken.
- um das Image einer Einrichtung aufzubauen oder zu verbessern.
- um potenziellen Besuchern einen Eindruck der Einrichtung zu vermitteln und sie zu einen Besuch zu motivieren.
- als Visitenkarte: für Besucher, Sponsoren, Förderer, den Freundeskreis.
- um der Einrichtung eine persönliche Note zu geben (z.B. Vorstellung der Mitarbeiter, Schauspieler, Künstler…).
- um den Besuchern Hintergrundberichte zur Einrichtung zu liefern.
- um die Besucher einzubinden und teilhaben zu lassen.
- um mit den Besuchern eine Beziehung aufzubauen.
- um den Besuchern die Möglichkeit zu geben, sich schon im Vorfeld auf den Besuch der Einrichtung vorzubereiten.
- als Service für den Besucher: Anfahrtsplan, Öffnungszeiten, Info über die unmittelbare Umgebung, Veranstaltungskalender…
- um die Besucher an das Thema des Kulturangebotes heranzuführen (Kulturvermittlung) und um bei Besuchern und der Öffentlichkeit ein besseres Verständnis für das Angebot zu erwirken.
Weiter geht`s das nächste Mal mit dem Content (Inhalt)…
Links
- e-teaching.org (über digitale Medien in der Hochschullehre; aber auch für andere Bereiche ganz brauchbar): Wie gestalte ich einen Webauftritt?
- Das Kulturmanagment-Blog: Online-Strategien: A Place of Action (18.10.2007)
- da sollten noch viel mehr Links her, aber ich bin nicht wirklich fündig geworden… Wer hat denn noch in seinem Blog beschrieben, wie ein guter Internetauftritt auszusehen hat – generell oder im Kulturbereich…? Ich freue mich über Links in den Kommentaren!
Quellen
Quellen
(2) Scott, David Meerman: The New Rules of Marketing and PR, John Wiley and Sons Inc, Hoboken, New Jersey, 2007, S.33
(3) Ebd., S.108
Wo ich seit Jahren gerne stöber ist Dr. Web.
Allein das Thema Usability ist schon sehr umfangreich…
Ein spannendes Thema, das Du Dir für Deine neue Serie ausgesucht hast, super!
Wenn ich mir die Aufgaben des Internetauftritts durchlese, die Du aufgelistet hast, dann denke ich, kann das eine eigene Website eigentlich gar nicht mehr schaffen.
Ist es nicht an der Zeit, statt über die eigene Website über das Internet als Kommunikationsraum mit all den Tools, die uns zur Verfügung stehen zu reden? In diesem Raum ist die eigene Website nur noch ein Punkt, den viele vielleicht nie ansteuern werden, weil sie mit mir über ganz andere Kanäle kommunizieren.
@Michael:
Danke für den Link. Die Seite kenne ich. Hab aber dort auch nichts gefunden wie: Alles über den guten Internetauftritt, Theorie und Beispiele… eher speziellere Themen.
@Christian:
Ich verstehe, was Du meinst, und ich gebe Dir recht, als Privatperson kannst Du Dir einen Haufen Kanäle aussuchen und dort mit den verschiedenen Leuten kommunizieren, die diese Kanäle auch nutzen (das können auf den verschied. Kanälen auch unterschiedliche Leute sein…)
Aber ich denke, als Unternehmen oder Kultureinrichtung ist das ein bisschen anders. Da sollte es schon einen zentralen Platzt geben, an dem die einzelnen Aktivitäten zusammengeführt werden.
Und das ist traditioneller Weise eine Website, oder ein Blog, das anstatt einer Website geführt wird. (Die Kunden oder Besucher suchen die Firma bestimmt nicht bei Friendfeed oder Flickr oder ?? )
Und weil ich grad so im Schwung mit zitieren bin, noch ein Zitat vom guten David Meerman Scott dazu:
„Each Medium is interrelated with all the others. Podcasts work with blogs. A news release program works with an effective Web site and online media room. Multiple Web sites for different divisions or countries come together on a corporate site. No matter how you choose to deploy Web content to reach your buyers, the place that brings everything together in a unified place is a content-rich Website.†(The New Rules of Marketing and PR, S. 101)
Ich hab übrigens an diesem Blogbeitrag noch etwas herumgedoktert, nachdem ich ihn gestern Abend online gestellt habe. Wollte nur kurz was ausbessern, jetzt ist er doppelt so lang. Kommt vor 😉
[…] der Gestaltung Ihres Webauftritts ankommt, dann empfehle ich Ihnen übrigens die neue Serie “Internetauftritt von Kultureinrichtungen“, mit der Karin Janner gestern auf ihrem Kulturmarketing Blog begonnen hat. Beschlagwortet […]
Im Augenblick ist es natürlich so, dass die wichtigsten Informationen an einem Platz abgelegt werden, den alle kennen. Daher der Kulturbetrieb ein Interesse daran, dass dort alle Kanäle zusammenlaufen und möglichst viele auf diese Infos zugreifen.
Die Frage ist doch aber, ob das auch in Zukunft so sein wird? Unter Umständen sprechen wir dann von einem Informationsraum, in dem die verschiedenen Infos dezentral angeboten werden.
Hmmm… gute Frage und interessante Theorie, Dein Informationsraum… durchaus vorstellbar, dass sich das Internet in diese Richtung entwickelt, Anzeichen sind ja schon sichtbar.
Für mich persönlich spannend, aber ich glaube, bis sich das in Kultureinrichtungen durchsetzt, wird es noch ein bisserl dauern.
Natürlich gibt es auch jetzt schon große Museen, die mit einem Web 2.0-Tool nach dem anderen auftrumpfen. Aber die sind nicht gerade häufig. Beim Großteil der Kulturangebote – v.a. der kleinen bis mittelgroßen – muss man doch froh sein, wenn neben der Internetseite noch ein Newsletter angeboten wird, da ist ja schon ein Blog zu neumodisch… und sie sind damit im Moment nicht mal schlecht aufgestellt, denn der Großteil ihrer Besucher ist internetmäßig auf einem ähnlichen Level (wie Du ja auch in Deinem Beitrag über Online-Fundraising zu bedenken gegeben hast).
Aber: klar, spannende Aussichten im Web…
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