Serie Web 2.0 im Kulturmarketing: Social Network als Freundeskreis eines Kulturangebotes?
Der Freundeskreis des Museum, der Förderverein des Theaters – lassen sich die in Zukunft als „Social Network“ führen?
Wäre es für die Freunde und Förderer ein Mehrwert, wenn sie im Internet in einer „Online-Community“ verbunden wären?
Wollen sie untereinander Kontakte knüpfen und im Internet Themen gemeinsamen Interesses diskutieren?
Oder reicht es ihnen, wenn sie sich bei der Jahreshauptversammlung oder ähnlichen Ereignissen persönlich begegnen?
In den USA haben Freundeskreise von Kultureinrichtungen eine lange Tradition und hohe Bedeutung.
Die finanziellen Zuwendungen des Staates sind im Vergleich zu Deutschland sehr gering, die Einrichtungen sind auf die Unterstützung ihrer Mitglieder angewiesen.
Um die „Members“ bei Laune zu halten, lässt man sich drum auch alles Mögliche einfallen: Events, gemeinsame Abendessen, Blick hinter die Kulissen… Man versucht eine Clubatmosphäre zu vermitteln – ein Club, zu dem man gehören muss.
Je höher die durchschnittlichen Beiträge des Mitglieds, desto mehr wird es einbezogen. Mitglieder werden auch persönlich gefragt, ob sie zusätzlich spezielle Sponsorships übernehmen wollen.
Diese Clubs scheinen das Web 2.0 noch nicht entdeckt zu haben, ebenso wenig wie die Freundeskreise und Fördervereine der hiesigen Kultureinrichtungen.
Eine Internet-Community als Ergänzung für den Freundeskreis –
wäre das nicht eine gute Möglichkeit,
- mit den Mitgliedern regelmäßig in Kontakt zu treten
- die Vernetzung unter den Mitgliedern zu fördern
(je besser vernetzt der Freundeskreis, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Mitglieder ihre Mitgliedschaft lange aufrecht erhalten) - bei den Mitgliedern das Zugehörigkeitsgefühl zu stärken
- über Themen gemeinsamen Interesses zu diskutieren – auch außerhalb der realen Treffen
- aktuelle Informationen in den Freundeskreis einzubringen (bevor man sie z.B. auf der Website der Allgemeinheit zugänglich macht), aktuelle Ereignisse zu diskutieren
- den Mitgliedern Teilhabe zu ermöglichen bzw. zu vereinfachen
- die Mitglieder zu Aktivität anzuspornen
- Fundraising: spontane Anfragen an die Community zu verschicken, z.B. wenn der Kauf eines bestimmten Kunstwerkes ansteht
- die Mitglieder besser kennen zu lernen
- neue Mitglieder zu gewinnen…?
Natürlich wollen manche Mitglieder lieber im Hintergrund bleiben oder haben kein Interesse an einer aktiven Internet-Teilhabe, andere spornt es an, dass ihre Aktivität sichtbar ist.
„Internet-Community“ bedeutet übrigens nicht zwangsläufig, dass die Profile und Diskussionen öffentlich und für jedermann aus dem Internet zugänglich sein müssen. Eine Community kann auch ganz exklusiv nur für Mitglieder sein, mit Anmeldung mit Hilfe eines Codes, den die Einrichtung personenbezogen vergibt.
Zur Zeit sind natürlich viele Freundeskreise mit Mitgliedern einer älteren Generation besetzt, die können mit Web 2.0 vielleicht nicht so viel anfangen.
Aber die jungen, die nachwachsen? Die sind mit MySpace und Co aufgewachsen, haben ihre Communities auf Ning oder Mixxt und finden es wahrscheinlich seltsam, in einen Verein einzutreten, bei dem sich alles offline abspielt und bei dem sie die anderen Mitglieder gar nicht kennen…
Was gibt es für Möglichkeiten, eine Internet-Community aufzubauen?
- Man lässt alles neu programmieren.
Der Vorteil: Man bekommt genau, was man will (Funktionen, Design…)
Der Nachteil: sehr teuer - Man bastelt sie sich selbst mit Hilfe eines „Community-im-Baukasten-Anbieters“ wie Ning, mixxt, tribax, meinverein.de… (Robert Basic hat im Dezember 07 einige Anbieter verglichen und Ute Keller im März 08)
Bei den meisten kann man sich per Drag and Drop die Funktionen, die man braucht, auf die Seite ziehen
Der Vorteil: kostet nichts
Der Nachteil: Man bekommt nur bestimmte Funktionen, das Design lässt sich nur begrenzt anpassen - Man sucht sich einen „Community-im-Baukasten-Anbieter“, der auch Erweiterungen vornimmt, wie z.B. mixxt
Ist wahrscheinlich die beste Lösung; zum Ausprobieren kann man es ja einmal mit Version 2 versuchen.
Die Technik steht – und dann?
Dann, ja, dann geht`s erst richtig los mit der Arbeit.
Die erste Hürde ist, die Mitglieder des Freundeskreises dazu zu bringen, dass sie sich registrieren und ein Profil anlegen.
Und dann gilt es, sie zur Aktivität zu animieren – „tote“ Communities gibt es mittlerweile mehr als genug im Netz (nachdem es ja so einfach geworden ist, eine anzulegen). Diese Arbeit ist nicht zu unterschätzen und kann auch nicht innerhalb einer halben Marketingstelle so nebenher erledigt werden… besonders in der Zeit des Aufbaus.
Wie man Communities aufbaut und richtig managt beschreiben Frank Mühlenbeck und Klemens Skibicki ausführlich in ihrem Buch Community Marketing Management.
Natürlich gab es auch auf Blogs schon etliche Diskussionen über die Themen Communityaufbau.
Gute Tipps dazu gibt es z.B. von Bruce Livingstone im crowdsourcing-blog: Teil 1 und Teil 2, sehr ausführlich hat Sheryl Nussbaum-Beach dieses Thema behandelt, und auf Deutsch Christian Henner-Fehr: „Wie baue ich eine Community auf“.
Über den Aufbau eines Forums und mögliche Gründe, warum dort „tote Hose“ sein kann hat auch Christian Henner-Fehr vor kurzem einen interessanten Eintrag geschrieben.
Praktische Beispiele
Praktische Beispiele kann ich leider noch nicht viele geben.
Das Thema ist noch zu neu. Die großen Einrichtungen haben entweder noch nie etwas von Online-Communities gehört, halten es nicht für das richtige Instrument, können oder wollen keine Zeit in diese Richtung investieren oder trauen sich einfach noch nicht ran.
Online-Communities von freien Theatergruppen oder Fördervereinen kleiner Museen sind schon vereinzelt zu finden.
Mehr genutzt wird diese Möglichkeit im Sport, wo das Vereinsleben schon immer eine große Rolle gespielt hat.
Zur Illustration, wie so eine Community aussehen könnte, daher erstmal ein Beispiel aus dem Sport:
Und hier ein paar zarte Versuche aus dem Kulturbereich;
Man kann nicht behaupten, dass auf diesen Seiten das Community-Leben tobt, aber es sind erste Ansätze…
- Förderverein des Internationalen Artistenmuseums auf meinverein.de
- Förderverein Historisches Museum der Rittergüter Schloss Parchen auf meinverein.de
- Deep Waters Dance Theater, freie Tanztheatergruppe aus San Francisco: Die Ning-Seite wird gleich als Homepage benutzt.
Es gibt keine Trennung von Theatergruppe/ Freundeskreis; der Austausch ist ausdrücklich erwünscht.
Ein paar Profile sind schon angelegt, und auch die Bestandteile Forum/ Gruppen / Fotos/ Videos sind schon aktiviert. - Auch das Morse Museum in Canada nutzt die Ning-Seite als Homepage, allerdings ohne Forum und Gruppen. Für den Austausch mit seinen Besuchern hat es eine Gruppe auf Facebook gegründet.
Geschlossene Communities (und daher kann ich auch nicht feststellen, wie rege dort der Austausch ist und welche Themen dort besprochen werden) haben z.B.
- American Museum of Natural History, New York: Geschlossene Community auf Ning
- Long Island Maritime Museum, New York: Geschlossene Community auf Ning
Eine andere Möglichkeit zum Austausch mit Besuchern und Fans: Gruppen bei Facebook oder MySpace
Bei Kulturangeboten eher durchgesetzt als Online-Communities anzulegen hat es sich, Gruppen auf Facebook- oder MySpace zu gründen.
Diese Gruppen sind aber üblicherweise nicht mit einer Offline-Mitgliedschaft gekoppelt, haben keinen „Exklusiv-Club-Charakter“ und dienen ähnlich wie ein Blog zum offenen Austausch Einrichtung/ Besucher.
Meistens gibt es aktuelle Nachrichten, Fotos, Videos, eine Pinwand und ein Diskussionsforum; ich habe aber kein Diskussionsforum gefunden, das stark benutzt wurde, die Themen sind meist auch eher oberflächlich.
Vorteil gegenüber einer Online-Community: Die Benutzer müssen nicht eigens ein Profil anlegen, sondern können einfach mit ihrem Facebook- oder MySpace-Profil der Gruppe beitreten
Nachteil: Die Benutzer müssen bei Facebook bzw. MySpace registriert sein.
- Victoria and Albert Museum, London: offene Facebook-Gruppe (829 Mitglieder)
- Design Museum, London: offene Facebook-Gruppe (824 Mitglieder)
- The Nickle Arts Museum, Calgary/ Kanada: offene Facebook-Gruppe (132 Mitglieder)
Fazit
Eine interessante Sache, die noch viele ungenutzte Möglichkeiten birgt!
Im Moment werden eher Blogs, Podcasts und Twitter benutzt, um den Kontakt mit den Besuchern/ Fans zu pflegen.
Diese Tools eignen sich zwar wunderbar für die offene Kommunikation und um die Einrichtung bekannt zu machen, nicht aber, um einen Club, Freundeskreis, Mitgliederzirkel… (wie immer man das nennen mag) aufzubauen oder zu unterstützen.
Die Frage ist natürlich auch, ob die Mitglieder schon so weit sind bzw. ob sie überhaupt Interesse an so einer Art des Kontaktes mit ihren Kultureinrichtungen haben.
Erste Ansätze in Richtung Online-Communities gibt es jedenfalls bereits, man kann mal gespannt beobachten, wie sich das weiterentwickeln wird…
Literaturempfehlungen zum Thema Online-Communities:
Frank Mühlenbeck, Klemens Skibicki: Community Marketing Management. Wie man Online-Communities im Internet-Zeitalter des Web 2.0 zum Erfolg führt.
2007 erschienen, ganz frisch ist gerade die 2., überarbeitete Auflage herausgekommen.
[…] “Serie Web 2.0 im Kulturmarketing: Social Network als Freundeskreis eines Kulturangebotes?” auf dem […]
[…] Janner hat in ihrem Kulturmarketing-Blog einen interessanten Artikel zur Frage geschrieben, wie Kulturanbieter social communities nutzen könnten, um Freundeskreise […]
Hallo Karin,
meine Antwort auf Deinen Artikel war einfach zu lang, um sie hier direkt als Kommentar zu hinterlassen. Deshalb steht sie auf meinem Blog (siehe Trackback „Internet Communities eine rare Spezies).
Grüße,
Jennifer.
Ich denke, die entscheidende Frage ist doch, warum wir für den Aufbau eines Netzwerks plötzlich das Internet verwenden sollen? Welche Vorteile besitzen Tools wie Twitter oder Facebook gegenüber den klassischen Möglichkeiten des Networkings?
Häufig wird die Lebendigkeit einer Community daran gemessen, wie aktiv sich deren Mitglieder an Diskussionen beteiligen. Das muss nicht unbedingt ein Gradmesser sein.
Community zu sein heißt ja nicht, dass ich die ganze Zeit mit anderen diskutieren muss. Netzwerke basieren vielmehr darauf, dass ich hier über jede Menge Beziehungsoptionen verfüge. Das heißt, ich kann, wenn ich will, die Beziehung zu anderen aktivieren.
Die Herausforderung besteht nun darin, im Netzwerk ein Level zu halten, damit das mit möglichst vielen Netzwerkmitgliedern möglich ist. Ist das Netzwerk zu lose, wird die Kontaktaufnahme erfolglos verlaufen.
Erst wenn ich weiß, warum es das Netzwerk überhaupt gibt, kann ich über die Instrumente sprechen, die zur Erreichung der Ziele eingesetzt werden können/sollen.
Vereinfacht gesagt werden Netzwerke, bei denen das gegenseitige Vertrauen ganz stark im Vordergrund steht, das Internet eher nicht einsetzen. Anders sieht es aber bei Kampagnen aus, da helfen Tools wie Twitter, etc. sehr wohl, um schnell mobilisieren zu können.
Du hast natürlich völlig Recht, wenn Du auf die zahllosen Foren und Communities hinweist, in denen gähnende Leere herrscht. Wenn man sich dort dann aber die Frage stellt, warum es sie eigentlich gibt, dann kommt man recht schnell darauf, dass da einfach unsauber gearbeitet worden ist. Eine Community um der Community willen ist eine eher fade Geschichte. Und daran krankt es meistens.
Ein schönes Tool findet man auch bei http://www.sixgroups.com Also ich bin zu mindest begeistert…
[…] noch nicht wirklich nutzt. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Karin Janner in ihrem Beitrag “Social Network als Freundeskreis eines Kulturangebotes?” auch. Ob Förderverein oder Freundeskreis, sie alle hätten das Web2.0 noch nicht entdeckt, […]
@ Michael: diesen Community-Ansatz finde ich auch sehr spannend. Hast Du schon Erfahrungen damit gemacht?
Ich evaluiere noch, aber das ist wie mit allem, man muss es selber testen um den Sinn richtig zu erfassen. Allerdings bin ich da nicht ohne Grund dran. Hab gesehen dass geschätzte Kollegen davon begeistert sind…und der „Qualitätsvermutungseffekt“ scheint sich zu bestätigen.
Die W & V hat in Ausgabe 24 vom 12. Juni 08 aktuell einen interessanten zweiseitigen Artikel zum Thema „Neue Treffpunkte der Nische“ veröffentlicht.
Das Fazit kurzgefasst:
Große Platzhirsche wie mySpace, StudiVZ oder Facebook sind thematisch zu allgemein, als dass sie Nutzer mit Hobbys oder Interessen außerhalb der Mainstream-Themen erreichen können.
weiter schreiben sie:
Es ist davon auszugehen, dass spezialisierte Nischen-Communities auch weiterhin ihre Zielgruppen finden und an sich binden können.
Zum Thema Aufbau von Communities, Nutzerverhalten, bevorzugte Nutungsmöglichkeiten, Werbemöglichkeiten, etc. gibt es auch zwei aktuelle interessante Studien von FOCUS TOMORROW und WOOBBY.
Meine Blogartikel und Links zu den Studien findet Ihr hier: http://www.sponsoring-blog.de/sponsoring-knowhow-studien-agenturen
@ Michael: danke, ich habe mich auch mal angemeldet. Das Problem: wordpress.com akzeptiert kein Javascript, aber das lässt sich sicher irgendwie lösen.
@R.K.S: das scheint mir plausibel. Die Frage ist für mich, ob eine Community aus einer Gruppe/Branche heraus entsteht. Oder ob jemand von außen eine Community für eine bestimmte Zielgruppe aufbaut. Ich denke, die jeweiligen Zielsetzungen unterscheiden sich fundamental.
die wenigsten Communitys entstehen durch den Ausbruch aus einer anderen Community.
Die meisten Communities entstehen in Ausrichtung auf bestimmte Zielgruppen, meist durch Personen innerhalb der jeweiligen Zielgruppe.
Die „Glaubwürdigeit“ einer Community wird anfangs bis zum Erreichen der kritischen Masse oft durch die Gründer selber „getragen“.
Klar könnte ich z.B. als „Schildkrötenfreund“ auch ne „Hamster-Community“ programmieren und promoten. Aber mit ner Schildkröten-Community hätte ich wahrscheinlich mehr Erfolg.
Außer, ich hätte grad mal ne Mio für Promotion übrig… Mit Geld lässt sich ja bekanntlich alles (auch ohne die innere Überzeugung) promoten…
@R.K.S sorry, schlecht erklärt: mit „von außen“ meinte ich eher so was wie die Werbebranche. Oder generell jemanden, der mit Communities Geld verdient. Das wäre was anderes, wie wenn Du jetzt eine Community zum Thema Sponsoring aufbauen würdest. Deine Intentionen wären andere, was natürlich nicht heißt, dass Du damit kein Geld verdienen darfst.
[…] Nun sitze ich hier mit meinen Zahlen und in Anknüpfung an die Überlegungen von Karin Janner und Christian Henner-Fehr, ringe ich um eine Beurteilung. Gefragt sind offiziell nur die lebendigen Besucher. Dies wird auch die Bemessunggrundlage sein für Erfolg oder Mißerfolg der hessenweiten Veranstaltung[…]
@Jennifer:
Schön, dass Du Deine Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema gleich in einen eigenen Beitrag verpackt hast. Vielen Dank für Deinen interessanten Artikel!
Ich gebe Dir recht, Web 2.0 kann man nicht nur für`s Marketing einsetzen (aber da ich ja ein Marketingblog schreibe, untersuche ich hier natürlich vor allem die Einsatzmöglichkeiten im Marketing).
Mein Marketingbegriff ist übrigens sehr weit gefasst, und Deine Idee, die Teilnehmer eines Volunteer Programmes (zusätzlich) über eine Internetcommunity zu vernetzen, würde für mich unter „internes Marketing“ fallen.
Wie man Mitarbeiter, Freiwillige, Ehrenamtliche… in ein Unternehmen, ein Projekt, eine Kultureinrichtung einbindet und welche Möglichkeiten dafür Web 2.0 bietet, das ist auch ein interessantes Thema; ich habe vor, diesem Thema einen meiner nächsten Beiträge zu widmen.
@Christian:
Du sagst: „Ich denke, die entscheidende Frage ist doch, warum wir für den Aufbau eines Netzwerks plötzlich das Internet verwenden sollen?“
Ich sehe das so:
Es gibt 2 mögliche Anwendungen für Internet-Communities/ Social Networks:
1. Communities, die im virtuellen Raum entstehen, bei denen die gesamte Kommunikation oder zumindest der Großteil der Kommunikation im Internet abläuft (meist wohnen die Mitglieder auch zu weit voneinander entfernt, als dass man sich regelmäßig face-to-face treffen könnte) – natürlich kann es sich ergeben, dass sich die Mitglieder auch persönlich begegnen, aber es steht nicht im Vordergrund.
2. Communities (oder Gemeinschaften, Freundeskreise, Interessensgemeinschaften…), die „offline“ entstanden sind, bei denen die realen Treffen zuerst da waren.
Darunter fallen wohl die Freundeskreise und Fördervereine der Kulturangebote, über die ich mir in diesem Beitrag Gedanken mache.
Und ich frage mich:„Wäre es für die Freunde und Förderer ein Mehrwert, wenn sie zusätzlich im Internet in einer “Online-Community†verbunden wären? Bringt ihnen das was? Wollen die sich überhaupt im Internet näher kenenlernen und austauschen oder reicht ihnen dazu die jährliche Jahreshauptversammlung, bei der sie sich von Angesicht zu Angesicht treffen?“
Damit meine ich nicht, dass die ich diese Gemeinschaft nicht auch ohne Internet aufbauen könnte, und auch nicht, dass die Community dann nur mehr im Internet besteht und das nächste gemeinsame Abendessen dann in der Mixxt-Community oder der Facebook-Gruppe stattfindet 😉
Als Mitglied eines Freundeskreises würde ich das so sehen: Es gibt so viele unterschiedliche Freundeskreise, Fördervereine, Clubs, und natürlich kommt es bei mir als Mitglied auf das Thema an, und wie viel Zeit ich damit verbringen möchte. Wenn ich nur Mitglied beim Heimatmuseum um die Ecke bin, weil ich schlechtes Gewissen habe, dass ich dort nie hin gehe, werde ich mich wohl nicht über die neue Ausstellung austauschen wollen – weder im Internet noch offline. Wenn ich begeisterter Sammler einer bestimmten Kunstrichtung bin und aus diesem Grund Mitglied des Kunstvereines xyz, sieht die Sache aber anders aus – da freue ich mich vielleicht über den Austausch mit Gleichgesinnten. Und ich freue mich vielleicht auch, wenn mir das Internet diesen Austausch vereinfacht.
Ich denke, dass auch Freundeskreise, „bei denen das gegenseitige Vertrauen ganz stark im Vordergrund steht“ (wie Du es nennst), das Internet nutzen könnten, um ihren Mitgliedern einen Mehrwert zu bieten.
Und ich sehe, dass „eine Menge junger Leute das Internet und social networking communities selbstverständlich und täglich nutzen“ (Kommentar 1 von Jennifer in Deinem Beitrag). Wenn Kultureinrichtungen die erreichen wollen, als Mitglieder gewinnen wollen, sie möglichst lange als Mitglied halten wollen – dann müssen sie sich früher oder später auch mit Internet-Communities auseinander setzen.
@Michael:
Danke für den Tipp! Sieht interessant aus!
Ich habe mich schon angemeldet – ich weiß aber noch nicht, ob ich dieses Tool auf Dauer nutzen werde, aber man muss es mal ausprobieren!
@RKS: Vielen Dank für die Links! Super Artikel! Ich werde ein paar davon als „Nachtrag“ in meinem Post verlinken.
Ich denke gerade darüber sehr genau nach, da ich in dieser Woche zwei Ausstellungshallen in Deutschland dieses Thema nahebringen werde. Ich denke richtig ist: Ein Museum muß an die Zukunft denken und das Museum muß in der Community verortet werden. Die Frage ist, ob überhaupt noch der klassische Freundeskreis gebraucht wird. Oftmals liegt der genauso brach da rum, wie irgendeine Communitygruppe. Ein Museum muß heute vielmehr die Kommunikationsstrukturen ermöglichen, also organisieren und moderieren. D. h. wiederum für die Arbeit von Museen: Nicht allein die vorbereitende Arbeit der Ausstellung steht im Zentrum. Sondern eine ganze Topographie um das Ausstellungsthema muß erarbeitet werden. Damit wird auch ein Teil der Arbeit eines Museums virtuell stattfinden. Und diese Arbeit wird eine Ausstellung verändern. Es wird dann einen Ausstellungsbesuch geben, eine Ausstellungsbeobachtung, eine Ausstellungspartizipation und eine Ausstellungswahrnehmung. Und dies muß ein Museum als seine Aufgabe begreifen. Auch Aspekte des Gelderwerbes werden eine Rolle spielen. D. h. die Überlegung wie ein Wirtschaftskreislauf im Rahmen dieser neuen Aktivität in Gang gebracht werden kann. Auch das wird neue Arbeitsweisen von Museen hervorbringen. Dies hier nur mal als kleiner Abriß.
Zitat christian:
„mit “von außen†meinte ich eher so was wie die Werbebranche.“
damit sind einige gegen die wand gerannt! die jägermeister-community hat ca. 60.000 mitglieder, aber es sind laut statistik nie mehr als fünf zeitgleich dort… zumindest war es während meiner vier wochen „beobachtung“ im april dort so…
@ Karin: Vielleicht sollten wir aufhören, zwischen den Offline- und den Online-Communities zu unterscheiden. Das lässt sich ja gar nicht mehr durchhalten. Xing ist in meinen Augen das Beispiel für eine Online-Community. Nur ist sie mittlerweile in der Offline-Welt angekommen.
Ich tendiere eher dazu, das Internet als einen zusätzlichen Kommunikationskanal zu betrachten, den ich bei Bedarf nutzen kann. In manchen Situationen macht es Sinn, in manchen nicht.
@ Burkhard: Blöde Frage: was ist der Unterschied zwischen einem Freundeskreis und einer Community? Ein Freundeskreis ist doch eine Community, denke ich.
Ansonsten bringst Du das im Hinblick auf die Museen auf den Punkt. Früher war die Ausstellung der Punkt, um den sich alles gedreht hat. Du sprichst nun vom Drumherum, das an Bedeutung gewonnen hat. Nehmen wir den partizipativen Ansatz Ernst (nichts anderes ist Web2.0 ja eigentlich), dann müsstest Du eigentlich noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass zukünftig die AusstellungsmacherInnen im Mittelpunkt der Museen und der Community um sie herum stehen. „Arts as a hub connecting people“; so ähnlich lautete ein Zitat, das ich mal irgendwo gefunden habe. das trifft es recht gut.Da gehört dann das Internet ganz selbstverständlich dazu.
@ R.K.S: das ist das Beispiel, das mir gefehlt hat, danke!
@Christian:
Ja, ich gebe Dir recht, online und offline vermischt sich, und das ist gut so.
Aber trotzdem macht es einen Unterschied in der Herangehensweise an die Community-Bildung, ob ich schon einen bestehenden offline-Freundeskreis habe, dem ich es schmackhaft machen muss, sich zusätzlich im Internet zu vernetzen, oder ob ich als ersten Schritt eine Internet-Community baue, die sich später auch offline trifft.
Bei Freundeskreisen trifft der erste Fall zu, und natürlich ist das Internet bei der Entstehung so eines Freundeskreises nicht zwingend notwendig, aber ich denke doch, es kann zu einer intensiveren Vernetzung beitragen.
@ Burkhard:
„Oftmals liegt der genauso brach da rum, wie irgendeine Communitygruppe.“
Da gebe ich Dir vollkommen recht, schön, dass Du dieses Argument eingebracht hast. Wo die vielen toten Internet-Communities doch eines der Hauptargumente gegen den Aufbau einer Community sind…
Interessant, Deine Gedanken, die Du als „kleiner Abriss“ mitgeschickt hast. Vielleicht bringst Du da ja mal was in Deinem Blog dazu…? Ich diskutiere dann gerne drüber…
Interessieren würde mich ja auch sehr, was Deine 2 Ausstellungshallen sich vom Aufbau so einer Community erwarten, wie sie das angehen wollen, wie sie das dann umsetzen… Kleiner Geheimtipp? 😉
Grüße, Karin
Danke für den ausführlichen Bericht. Konnte leider nicht teilnehmen.
http://sixgroups.com oder auch http://venteria.com sind auf jeden Fall verstärkt in Zukunft zu berücksichtigen und bringen auch Interessierten einen Mehrwert. Es kostet zwar Zeit seine Community und Interessierte hierüber anzugehen nur bleibt manchen Museen bei hoher „Konkurrenzdichte“ gar keine andere Wahl.
Karin nöchte ich noch zustimmen in Bezug auf die Freundeskreis und Community Diskussion. Ich denke da gibt es glücklicherweise Unterschiede.
Hier ein spätes statement zum Thema:
Eine Community ist für die bestehenden Freundeskreise bisher kaum geeignet. Die Motivation der Mitglieder besteht gerade im persönlichen Treffen und networking. Auch sind die derzeit dominierenden Jahrgänge in den Freundeskreisen (Ausnahmen nehmen zu …) noch nicht internetaffin genug.
Aber: Eine eigene Community kann für das einzelne Theater eine Option sein, dem Freundeskreis neue Mitglieder zuzuführen. Hierzu sollten dann aber Leitung Freundeskreis und Presse/Marketing eng zusammenarbeiten.
Generell: Theater sollten einfach experimentieren und Erfahrungen machen. Entweder mit eigener Technik oder Baukastensystem wie sixgroups oder vergleichbaren Anbietern. Wir vom Kulturclub bieten Theatern auch einen fertigen und kostenfreien Baukasten für ein eigenes Forum an und werden die einzelnen Communities zum herbst 08 dann auf der Plattform kulturclub.de zusammenführen.
Toller Artikel, insbesondere den Teil über die Herausforderungen beim Aufbau einer funktionierenden Community und die Verweise darin sind sehr lesenswert.
Wir haben bei http://sixgroups.com auch mit einem klassischen Community Baukasten angefangen. Dann haben wir aber schnell gemerkt, dass komplette Social Networks für die viele Gruppen oft zu komplex sind und viele der Community-Gründer bereits über eigene Websites verfügen, also anschließend Community und Website nebeneinander existieren. Deshalb haben wir Mitte Mai die „Livecommunity“ vorgestellt. Sie bringt die Communities dorthin, wo sich ihre Mitglieder aufhalten – auf die Websites. Mit einer Livecommunity kann man auch mehrere Websites miteinander verknpüfen: Verschiedene Sites binden die gleiche Livecommunity ein und alle Besucher können über die Websites hinweg miteinander direkt kommunizieren (eine Art erweiterter „Webring“ für die, die es noch kennen 😉 ). So versuchen wir die oben beschriebenen Eintrittsbarrieren zu verringern und die Interaktion so direkt und einfach wie möglich zu machen.
@ Andreas Bersch:
späte Antwort zum späten Statement 😉
Ich gebe Ihnen recht, dass die derzeit dominierenden Jahrgänge in den Freundeskreisen noch nicht internetaffin genug sind. Doch das wird sich spätestens dann ändern, wenn die „Generation MySpace“ in die Freundeskreise hinein wächst. Und die wird dann neben dem realen Austausch bestimmt auch einen virtuellen erwarten.
Das Forum- und Community-Angebot vom Kulturclub finde ich sehr interessant. Ich bin gespannt, wie es angenommen wird.
@Andreas Stephan, @Calmbeach:
Ich habe mich selbst vor einiger Zeit bei sixgroups angemeldet, bin aber noch nicht dazu gekommen, es richtig durchzutesten, und als Angebot für Kultureinrichtungen wäre es mir nicht gleich eingefallen. Aber nun wurde es ja gleich 2x, nein, 3x (Andreas Bersch) erwähnt. So, wie Sie es beschreiben, klingt das auch sehr interessant.
[…] ausgeprägt ist. Das ist, denke ich auch sinnvoll, da es noch wenig Erfahrung gibt um eine Community in einem Museum angepasst zu realisieren. Es bleibt spannend wo die Reise noch hin geht. Ich erwarte mir in den […]
[…] diesem Beitrag habe ich die Fragen aufgeworfen „Der Freundeskreis des Museum, der Förderverein des Theaters – […]
[…] Bei all diesen Punkten kann das Internet – insbesondere Web 2.0 – hilfreich sein. Die ganze Web 2.0-Palette kann zum Einsatz kommen – ein Blog, das Hintergrundinfos liefert und die Organisation transparent und authentisch vorstellt, Beziehungspflege und Diskussionen in Facebook oder anderen Communities, Flickr und YouTube, um Einblicke in Bildern zu geben, Twitter um sich regelmäßig in Erinnerung zu rufen… (Meine Gedanken zu einer Online-Community als Ergänzung zum Offline-Freundeskreis habe ich übrigens HIER gepostet). […]