Serie Web 2.0 im Kulturmarketing: Wikis

Was sind Wikis?

Hier die Definition aus Wikipedia:
„Ein Wiki (Hawaiisch für „schnell“), seltener auch WikiWiki oder WikiWeb genannt, ist eine Software und Sammlung von Webseiten, die von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch direkt online geändert werden können.
Wikis ermöglichen es verschiedenen Autoren, gemeinschaftlich an Texten zu arbeiten
.
Ziel eines Wiki ist es im Allgemeinen, die Erfahrung und den Wissensschatz der Autoren kollaborativ in Texten auszudrücken.“

Die Technik:
Es gibt mittlerweile über 100 verschiedene Wiki-Systeme – das bekannteste ist MediaWiki (ursprünglich für Wikipedia entwickelt).

Das größte Wiki: Wikipedia

Wikipedia wird wohl am besten wissen, was Wikipedia ist:
„Wikipedia ist ein Projekt zur Erstellung einer Online-Enzyklopädie in mehreren Sprachversionen. (…) Jedermann kann unmittelbar Artikel einstellen oder verändern. Bestand hat, was von der Gemeinschaft akzeptiert wird. Bisher haben international etwa 285.000 angemeldete und eine unbekannte Anzahl von nicht angemeldeten Benutzern Artikel zum interaktiven Projekt beigetragen. Mehr als 7.000 Autoren arbeiten regelmäßig an der deutschsprachigen Ausgabe mit.

Das im Januar 2001 gegründete Projekt bezeichnet sich als „freie Enzyklopädie“, weil alle Inhalte unter freien Lizenzen stehen (…). Sie räumen jedermann unentgeltlich das Recht ein, die Inhalte unter bestimmten Bedingungen – auch kommerziell – zu nutzen, zu verändern und zu verbreiten. Betrieben wird Wikipedia von der Wikimedia Foundation, einer Non-Profit-Organisation mit Sitz in Florida, USA. In vielen Ländern gibt es assoziierte Vereine, die die Ziele der Foundation teilen. Die Artikelautoren sind unabhängig von diesen Organisationen.“

Natürlich gibt es auch Problemfelder und Kritik an Wikipedia – dazu zählen in erster Linie ihre inhaltliche Genauigkeit und rechtliche Aspekte.
Bei der Zusammenarbeit so einer großen Gruppe an Content-Lieferanten liegt das auf der Hand.

Die Selbstorganisation der Wikipedia-Community funktioniert aber im Grunde genommen erstaunlich gut. Grobe Schnitzer werden schnell entdeckt, und Unternehmen, die ihre Wikipedia-Einträge peinlich schönen, werden meist bald entlarvt.
(vor allem große Unternehmen, die unter Beobachtung der Öffentlichkeit, der Medien und der Konkurrenz stehen – dazu ein Blogeintrag von Malte Landwehr; es ist natürlich immer eine Gratwanderung zwischen der legitimen Verbesserung der Online-Reputation und der Verdrehung von Tatsachen…).

Fachwikis

Wikipedia wäre im Grunde endlos erweiterbar – auch in spezielle Fachgebiete hinein. Trotzdem gibt es daneben Fachwikis.
Die Hauptunterschiede zwischen Wikipedia und einem Fachwiki sind folgende:

  1. Fachwikis behandeln Spezialgebiete und gehen hier weit mehr in die Tiefe als Wikipedia. Die Community, die ein Fachwiki betreibt, ist natürlich kleiner als die Wikipedia-Community, das hat Vorteile in der Zusammenarbeit.
  2. Wikipedia ist ausschließlich eine Enzyklopädie – Wikipedia ist kein Diskussionsforum, kein Wörterbuch, keine Werbeplattform und kein Ort zur Selbstdarstellung. Es dürfen nur Seiten zu Organisation angelegt werden, die Wikipedias Relevanzkriterien entsprechen, und es darf nur ein einziger Link auf die Organisation gesetzt werden (auf die Hauptseite, nicht auf die Unterseiten). Blogs und Portale dürfen gar nicht verlinkt werden, weder im Text, noch im Bereich „weiterführende Literatur“. Auch Links zu MySpace Seiten (z.B. von Musikgruppen) werden nicht gerne gesehen.
    Legt man selbst ein Fachwiki an, kann man natürlich von diesen Regeln abweichen.

Fachwikis im Kulturbereich

sind rar gesäht. Ein paar Beispiele:

Museums-Wiki
„It is intended for museum personnel to participate in populating this wiki with museum-related material, typically in a form that is more detailed than suitable for inclusion in Wikipedia.“
Das Museums Wiki wurde 2007 von Jonathan Bowen, Leiter der britischen Museum Consulting Company Museophile Ltd, ins Leben gerufen und auf der internationalen Konferenz „Museums and the Web 2007“ in San Francisco vorgestellt. Hier das Paper dazu.

Theater-Wiki
Das Odyssee Theater Wiki hat Wolfgang Peter/ Odysseetheater Wien initiiert. Es

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ist seit März 2005 online, bis jetzt gibt es in der Datenbank 752 Artikel und 222 Bilder.
„Das Ziel dieser Seiten ist es, umfangreiche Informationen rund um das Theaterleben zusammenzutragen und in enzyklopädischer Form darzustellen. Dazu zählen Angaben zu Dichtern und ihren Werken, zum kulturhistorischen und philosophischen Hintergrund, zu einzelnen Schauspielerpersönlichkeiten, wegweisenden Inszenierungen, zur Bühnentechnik und Kostümgeschichte u.v.m.
Das Projekt basiert vorerst auf den theaterrelevanten Daten der deutschsprachigen Wikipedia, soll aber nach und nach erweitert und vertieft werden.“

Akkordeon-Wiki:
Das Hohner Konservatorium Trossingen hat ein Akkordeon-Wiki gestartet.
Die Selbstdarstellung der Autoren ist hier ausdrücklich erwünscht:

“ Hier soll allen Akkordeonspielern, -lehrern und –orchestern die Möglichkeit gegeben werden, sich selbst zu präsentieren. Anders als bei wikipedia, kann im Akkordeon-Wiki jeder eine Seite zu sich und seiner Person anlegen und sich mit anderen verlinken,“
schreibt Sabrina Fütterer im Hohner Konservatorium Blog dazu.

Das Wiki dient aber nicht nur der Eigendarstellung der Musiker, sondern:
„Das Hohner-Konservatorium versucht hiermit einen Service zur Verfügung zu stellen, der allen Akkordeonspielern und –liebhabern etwas bringt. Im Akkordeon-Wiki soll das Wissen rund ums Akkordeon gesammelt und dokumentiert werden. Und wer könnte das besser, als genau die Leute, die aktiv sind und das Instrument spielen.“

Andere Fachwikis

die auch für den Kulturbereich interessant sein könnten:

Web 2.0 in Nonprofits:
Englisches Wiki über „Best Practice in Using Web 2.0 for Nonprofits.“
„By now, many nonprofits have heard about Web 2.0, but may not be sure what that term actually means or how it can benefit their organization. We want to change that.“

Social Media Wiki
„Developing a guide to social media“, ein englisches Wiki seit 2006.

Wikis im Internen Marketing

Unter Internem Marketing versteht man Marketing gegenüber den Mitarbeitern eines Unternehmens/ einer Einrichtung. Man beschäftigt sich hier mit Optimierung der Zusammenarbeit und Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter.

„Der Gedanke Wissen ist Macht hat jetzt ausgedient; gefragt ist vielmehr, sein eigenes Wissen zu teilen und auszutauschen,“ schreibt die Computerwoche, und dafür sind Wikis bestens geeignet.
(ob Blogs oder Wikis für den internen Austausch besser passen, oder eine Kombination aus beiden, das soll an anderer Stelle besprochen werden; hier geht es einmal nur um Wikis)

Wikis können im Internen Marketing verwendet werden, um das Wissen der Mitarbeiter zu bündeln. Eine Enzyklopädie, speziell auf den Fachbereich des Unternehmens zugeschnitten.
Ist doch traumhaft!
Leider ist diese Denkweise noch nicht in allen Unternehmen angekommen. Die Angst, leicht ersetzbar zu sein, wenn man sein Wissen preisgibt, ist bei Hilfskräften ebenso wie bei Führungskräften verbreitet.
Dafür können sich Mitarbeiter durch gute Einträge ins Wiki (oder Blog) profilieren und ihre Kompetenz zeigen. Man kann hoffen, dass das bald von vielen Unternehmen erkannt wird und Mitarbeiter in diese Richtung motiviert werden.

Natürlich gibt es schon etliche Unternehmen, die Wikis im Internen Marketing verwenden – v.a. sehr große, die international ausgerichtet sind., wie z.B. IBM oder Siemens.
Bei KMU`s sind Wikis noch nicht sehr verbreitet (Ausnahme: EDV-Branche) und in Kulturbetrieben eine Seltenheit.

Voraussetzung für ein Unternehmenswiki ist eine gemeinsame Sprache; in internationalen Unternehmen wird das Englisch sein (zum Sprachproblem ein Artikel im Textdepot)

Gehostete Wikis oder eigener Server?
Das ist eine der ersten Fragen, die man sich bei der Einführung eines Wikis stellen wird.
Gehostete Wikis gibt es eine ganze Menge; Thomas Pleil hat dieses Thema in seinem Blog behandelt und hier 3 kostenlose Angebote getestet und verglichen: Wikispaces, Bluwiki und Zoho.

Interne Wikis im Kulturbereich
Es läßt sich schwer herausfinden – außer durch persönliches Befragen – welche Kultureinrichtungen interne Wikis verwenden, da diese ja nicht öffentlich sind.
Von den Kulturbetrieben, die ich zu diesem Thema befragt habe, betreibt keiner ein internes Wiki.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass einige größere Kultureinrichtungen bereits mit einem Wiki arbeiten. Eine davon ist das Kew Bridge Steam Museum in London, zumindest ist das in dem schon erwähnten Paper zum Museums Wiki zu lesen.

Wie startet und betreibt man ein Wiki?

Tipps zum Betreiben eines Wiki gibt Wolfgang Sommergut in seinem gleichnamigen Blog.

Wikis im Kulturmarketing – wofür kann man sie einsetzen?

Wikipedia
Wofür ein Eintrag? Um sich bekannt zu machen und um in der Öffentlichkeit ein möglichst gutes Bild von sich abzugeben – ohne flunkern, versteht sich, denn das könnte aufgedeckt werden, was nicht gerade förderlich für ein gutes Image ist.

Dass die Semper Oper in Dresden einen Wikipedia-Eintrag hat, ist wohl klar.
Und dass eine eben erst gegründete 3-Mann-Improvisations-Truppe nicht den Relevanzkriterien der Wikipedia entsprechen wird, auch.

Aber die Kulturangebote, die dazwischen liegen?
Es gibt zahlreiche Kulturangebote, für die bei Wikipedia schon eine Seite bereit liegt (da von anderen Wikipedia-Seiten auf den Begriff verlinkt wird), dort aber noch kein Inhalt zu finden ist, wie z.B. die Wikipedia –Seite des Wiener Kabaretts Niedermeier.

Die meisten kleineren Kultureinrichtungen kommen nicht auf die Idee, sich um einen Wikipedia-Eintrag zu kümmern und auch etliche große versäumen es, ihren Wikipedia-Eintrag regelmäßig zu kontrollieren und zu aktualisieren.

Natürlich ist mein Vorzeigetheater in Sachen Web 2.0, das AugusTheater Neu Ulm, schon lange in der Wikipedia zu finden. :-)

Fachwikis
Kulturbetriebe können bestehende Fachwikis nutzen, um sich bekannt zu machen (so wie Wikipedia) oder ein eigenes Fachwiki ins Leben rufen, wie es z.B. das Odysseetheater Wien mit dem Odyssee Theater Wiki oder das Hohner Konservatorium Trossingen mit seinem Akkordeon-Wiki gemacht hat (genauer habe ich diese weiter oben unter „Fachwikis im Kulturbereich“ beschrieben).

Wikis im Internen Marketing
siehe oben.

Andere Einsatzgebiete von Wikis im Kulturbereich
Gerade auf dem Blog der Theatergruppe „Antigone 2.0“ entdeckt:
„Ödipedia.de – gib uns deinen Text“
„Auf ödipedia.de
kann ab sofort der Text für unsere aktuelle Inszenierung, „Ödipedia – Auf der Suche nach“ bearbeitet, ergänzt und geschrieben werden. Jeder kann mitmachen, auch du! Der Text besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil basiert auf einem Urtext, der erweitert und verändert werden kann. Ganz Mutige können am zweiten Teil schreiben, in dem kein Text vorgegeben ist, sondern nur eine Inhaltsangabe der einzelnen Szenen.“

Eine schöne Beschreibung dieses Projektes ist auf dem eduFutureBlog zu lesen

Und nun noch mein Absatz „über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren…“
Wie alle Marketingmaßnahmen müssen Social-Media-Maßnahmen natürlich in das Gesamtkonzept integriert sein und zur Einrichtung passen, und das Gesamtkonzept samt Zielen, Strategien, Abstimmung der Maßnahmen untereinander usw. ist viel wichtiger und daher sorgfältiger zu planen als einzelne Maßnahmen.
Selbstverständlich kann weder ein Wikipedia-Eintrag noch ein internes Wiki Wunder wirken, aber jede Maßnahme kann als Baustein im Maßnahmenpaket dazu beitragen, dass die Ziele der Einrichtung erreicht werden.

Diskussion

Vielleicht fallen jemandem auch noch andere Einsatzmöglichen von Wikis im Kulturbereich ein?
Oder jemand kennt andere Fachwikis, die für den Kulturbereich interessant sind?
Oder möchte seine Erfahrungen mit Wikis posten?
Ich freue mich über ergänzende Kommentare! (und auch über nicht-ergänzende 😉 )

Links

Artikel

Fachwikis

Update am 10.7.

Dr. Brigitte Reiser hat vor, ein deutsches Fachwiki zum Thema „Web 2.0 und Non-Profits“ ins Leben zu rufen. Als Vorlage dienen die beiden englischen Fachwikis Web 2.0 in Nonprofits und Social Media Wiki. Sie hat diese Idee bereits auf dem Social Media Camp Berlin vorgestellt, in diesem Beitrag habe ich über das Social Camp und im Zuge dessen auch über das geplante Wiki berichtet.
Für die Umsetzung dieser Idee sucht sie noch MitstreiterInnen, wer Interesse hat, meldet sich auf ihrem Blog: http://blog.nonprofits-vernetzt.de