Serie Internetauftritt von Kultureinrichtungen: Medien- und zielgruppengerechte Aufbereitung des Content

Nach meiner Urlaubspause geht es weiter mit…

—–Teil 5 der Serie Internetauftritt von Kultureinrichtungen —–

Mediengerechte Aufbereitung des Content

In meinem Beitrag über die Vorteile des Online-Marketing gegenüber klassischen Werbemedien habe ich sie schon erwähnt:
Die Nicht-Linearität digitaler Kommunikation.
Bei gedrucktem Material geht man üblicherweise Kompromisse ein, was die Informationstiefe betrifft – einerseits will man den Leser nicht mit zu viel Inhalt „erschlagen“, andererseits aber dem stärker Interessierten keine Informationen vorenthalten.
Auf einer Internetseite kann man Informationen in unbegrenzter Tiefe bereitstellen – die Nutzer entscheiden selbst, welche Informationen sie abrufen möchten, und wie genau sie`s wissen wollen. Die einen wollen die Öffnungszeiten erfahren, die anderen Karten bestellen, wieder andere interessieren sich für das Ensemble oder den ausstellenden Künstler. Sie klicken sich über Hyperlinks weiter: zu den Seiten, auf denen sie finden, was sie gerade brauchen.

Eine Internetseite wird also nicht – wie ein Buch oder ein Prospekt – Seite für Seite durchgelesen; man vergibt sich viel, wenn man einfach die Imagebroschüre ins Internet überträgt. Damit die Informationen gefunden und bequem abgerufen werden können, muss man sie in einen internetgerechte Struktur bringen, eine einfache Navigation entwerfen und die wichtigsten Usability-Richtlinien beachten, mehr dazu im Teil 4 dieser Serie.

Zielgruppengerechte Aufbereitung des Content

„Der Inhalt soll die Zielgruppe ansprechen, den Ton der Zielgruppe treffen, die Leute dort abholen, wo sie sind…“
Was aber, wenn man mehrere Nutzergruppen erreichen möchte, mit unterschiedlichem Alter, Interessen, Vorbildung, Involvement…?

Auf einer Internetseite könnten auf unkomplizierte Weise unterschiedliche Inhalte für verschiedene Nutzer angeboten werden. Diese Möglichkeit wird derzeit aber noch kaum genutzt.
„Yet most Web sites are big brochures that do not offer specific information for different buyers. (…), the typical Web site is one-size-fits-all (…)“, äußert sich David Meerman Scott dazu.
In seinem Buch „The New Rules Of Marketing And PR“ schlägt er vor, die wichtigsten Nutzergruppen der Internetseite bzw. des Unternehmens/ der Einrichtung zu identifizieren und für jede spezielle Inhalte bereitzustellen (illustrieren muss er es in Ermangelung praktischer Beispiele an einem erfundenen Beispiel, das er aber sehr einleuchtend beschreibt).

Auch aus der Kulturwelt gibt es dazu noch keine praktischen Beispiele, wohl aber ausbaufähige Ansätze:

  • In einigen Kindermuseen, z.B. im Zoom Kindermuseum/ Wien oder im Eureka/ West Yorkshire kann sich der Nutzer auf der Startseite entscheiden, ob er mit der Kinder- oder der Erwachsenenversion der Seite fortfahren möchte.
    Ein Kind bekommt hier aber nicht, wie David Meerman Scott vorschlägt, den gesamten Inhalt oder zumindest einen Großteil kindgerecht präsentiert. Es kann nur ein paar Spiele spielen, im Zoom Kindermuseum kann es sich auch ansehen, was andere Kinder an Trickfilmen, Liedern oder 3-D-Bildern im im „Zoom Lab“ produziert haben.
    Will es sich über das Museum informieren, landet es gleich wieder in der Erwachsenenversion.
    zoom-kindermuseum-screenshot-15cm.jpg
    Zoom Kindermuseum Startseite – Screenshot
  • Mit „Meet Me At Midnight“ hat das Smithsonian American Art Museum ein recht aufwendiges Lernspiel für Kinder entwickelt. Zum Spiel selbst gibt es eine Einführung für Eltern und eine andere speziell für Kinder. Die Hauptseite des Museums ist aber für Kinder und Erwachsene gleich.

Wird die Internetseite der Zukunft mehrere Versionen bieten?
Oder wird es für manche Gruppen Zusatzbereiche geben, ähnlich der Online-Pressebereiche, die man heute schon – immer öfter – findet?
Für Sponsoren, die Presse, Mitarbeiter, Kinder, Erwachsene … mit Vorbildung, ohne Vorbildung…?

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Zur Serie Internetauftritt von Kultureinrichtungen

Es gibt eine Menge Literatur über die technische Seite eines Online-Auftritts.
Aber wenig über Konzeption und Inhalt. Auch im Internet ist nicht sehr viel über den konzeptionellen Teil eines Internet-Auftritts zu finden.
Ich habe daher beschlossen, dieses Thema schön aufzubereiten – mit theoretischem Teil und praktischen Beispielen aus dem Kulturbereich.

Bisher gibt es
Teil 1: Wozu – Konzeption – Aufgaben
Teil 2: Was ist guter Content?
Teil 3: Welche Informationen sollte eine Internetseite bieten?
Teil 4: Struktur, Navigation und Usability

Weiter geht`s das nächste Mal mit Teil 6: Die Startseite, das Tor zum Online-Auftritt