Serie Web 2.0 im Kulturmarketing: Internet-Aktivitäten der Duisburger Philharmoniker
Vergangene Woche starteten die Duisburger Philharmoniker ihr Blog dacapo, und auch sonst schmeißen sie sich gehörig ins Zeug, was das Thema Web 2.0 betrifft.
Grund für mich, meine Interviewreihe mit einem Beitrag über die Online-Aktivitäten der Duisburger Philharmoniker zu unterbrechen – das Thema passt auch perfekt in meine Serie „Web 2.0 im Kulturmarketing“.
In meiner derzeit laufenden Interviewreihe zum Thema Online-Marketing im Kulturbereich ist man sich einig: Kultureinrichtungen befinden sich erst ganz am Anfang , was den Einsatz des Internet für ihr Marketing betrifft.
Nichtsdestotrotz schreibt man dem Online Marketing im Kulturbereich ein großes Potenzial zu: Zur Möglichkeit, die Einrichtung auf kostengünstige Weise bekannt zu machen und neue Zielgruppen zu erschließen kommt mit „Web 2.0“ die Chance, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen, es kennen zu lernen, es einzubinden.
Die meisten Kultureinrichtungen sind noch weit davon entfernt, diese Potenziale zu erkennen und zu nutzen, denn zum fehlenden Know-How und den mangelnden Ressourcen (Personal, Geld) kommt bei vielen dazu, dass ihnen der Partizipationsgedanke (noch) fremd ist.
Es gibt aber schon einige Vorreiter, die meisten sind im angelsächsischen Raum angesiedelt (Beispiele dazu gibt es in meiner Serie Web 2.0 im Kulturmarketing), hierzulande sind noch nicht viele bloggende, twitternde, podcastende… Kulturbetriebe zu finden.
Drum freut es mich besonders, als Beispiel mit Vorbildcharakter die Duisburger Philharmoniker vorzustellen.
Denn hier kann man mit dem Partizipationsgedanken etwas anfangen und hat auch verstanden, welche Chancen das Web 2.0 zur Partizipation bietet.
Im Blog dacapo will man
„nicht nur aktuelle Eigenpräsentationen mit Fotos, Musik und Filmen, sondern auch die direkte Kommunikation mit Musikfreunden…“ (aus der Pressemappe)
Im Moment bloggt das Webteam, schon bald sollen auch Musiker bloggen.
„Dabei ist durchaus erwünscht, dass interessierte Musikfreunde direkt durch Kommentare oder Internet-Diskussion
an der Entwicklung teilhaben. Sicherlich wird diese Transparenz und Interaktion dazu beitragen, klassische Musik aus dem „Elfenbeinturm“ zu holen.“
Ein schöner Vorsatz!
Das Blog ist Teil einer umfassenden Web 2.0-Strategie.
Die Duisburger Philharmoniker haben sich einiges ausgedacht, um möglichst viele Musikfreunde in ihrer gewohnten Internetumgebung zu erreichen: Zu finden sind sie z.B. bei YouTube, Flickr, lastfm und Twitter.
Kinder und Jugendliche sieht man als wichtige Zielgruppe und versucht, sie im Internet über die Plattformen zu erreichen, auf denen sie verkehren – neben den bereits genannten Portalen wollen sich die Duisburger Philharmoniker auch bei MySpace, Facebook und StudiVZ präsentieren. (bei StudiVZ ist mir das allerdings nicht ganz klar…)
„Gleichsam als „Propheten der klassischen Musik“ wollen die Duisburger Philharmoniker sich aufmachen, zum „Berg“ gehen. Mit Auftritten in den wichtigsten Internet-Portalen dieser Altersgruppen soll so jungen Menschen der erste Kontakt mit diesem Musik-Universum erleichtert und dauerhaft vertieft werden.“
Bisher haben sich nur Vertreter der Populärmusik auf den „Weg zum Berg“ begeben, klassische Musik bekam man auf CD´s oder in Konzerten zu hören.
Ziel ist, auf diesem Weg
„in den kommenden Jahren die Menschen weltweit mehr und mehr für die Leidenschaft „Klassik“ zu begeistern.“
Und so sieht es aus, das Blog:
Da ja nicht alle Kulturinteressierten bereits erfahrene Blogger sind, gibt es zum leichteren Einstieg eine „Gebrauchsanweisung“ – eine gute Idee, wie ich finde!
Mir gefällt das ganze Projekt sehr gut und mit der Idee spricht man mir aus der Seele!
Da das Blog gerade erst gestartet ist und man dort um Feedback und Verbesserungsvorschläge gebeten hat, werde ich meine gleich hier deponieren:
Feedback:
Was ich von der Idee halte, kommt, denke ich, in dem Blogpost schon rüber, oder?
Anmerkungen/Verbesserungsvorschläge:
- Wie Christian Holst finde ich es schade, dass der Internetauftritt der Duisburger Philharmoniker und das Blog dacapo völlig getrennt sind.
- Verlinkung:
Ich habe vom Blog auf die Hauptseite gar keinen Link gefunden..? Ach jetzt habe ich ihn, das Ding, das aussieht wie ein Banner ist es… Ich würde oben gleich neben das dacapo Logo das Logo der DuPhi mit Verlinkung zur Hauptseite stellen.
Von der Hauptseite zum Blog gibt es nur einen Link auf der http://www.duisburger-philharmoniker.de/index.htm, auf die man aber nach dem Einstieg nicht mehr kommt.
Auch Twitter, YouTube, Flickr und Co finde ich nirgends verlinkt (weder auf der DuPhi-Seite, noch auf dem Blog), die würde ich an prominenter Stelle (Startseite) verlinken. - Für ein Blog finde ich dacapo etwas überladen und verwirrend. Es ist eigentlich eine vollständige Internetseite mit Hintergrundinformationen, Konzertkalender, Tickets… Das würde für mich aber besser auf die Hauptseite passen.
Mir ist die Trennung der Inhalte zwischen Hauptseite und Blog nicht ganz klar. - Beiträge:
Auf der einen Seite ist es beeindruckend, wie viele interessante Beiträge im Blog schon zu lesen sind, auf der anderen Seite denke ich, dass man Blogleser mit so einer Fülle an Beiträgen überfordert. Ich würde nicht mehr als 1 (-2) am Tag schreiben. Man muss ja auch nicht alles ins Blog schreiben. Hintergrundinformationen kann man ja auch auf die Haupteite packen… Das Blog würde ich hauptsächlich für persönliche Geschichten verwenden - Im Tutorial ist zu lesen „aktuelle Beiträge, von den Usern verfasst“ – eine schöne Idee, aber im Moment sind die vermischt mit den redaktionellen Beiträgen. Man sollte sie eindeutig als „Gastbeiträge“ kennzeichnen und auch den Namen des Schreibers/ der Schreiberin deutlich sichtbar dazu schreiben (wenn möglich mit Link).
- „Bereich „Aktuelle Nachrichten“: schaut mir eher wie ein Pressespiegel aus…?
- Ich würde ein dunkleres Grau für die Schrift nehmen und sie ev. auch größer wählen – finde sie nicht so gut lesbar.
Das waren so die ersten ev. verbesserungswürdigen Dinge, die mir aufgefallen sind.
Aber alles in allem:
Ein großartiges Projekt!
Ich gratuliere den Duisburger Philharmonikern + ihrem Webteam zum Start und wünsche viel Erfolg!!
Ãœbrigens: Frank Tentler vom Web-Team der Duisburger Philharmoniker hat auch hier im Blog schon kommentiert
… und angemerkt, dass Christian Holst im Interview genau seine Ansichten getroffen hat.
Andere Blogs, die schon über dacapo berichtet haben:
- kulturblogger am 17.9.: 2 Projekte zeigen, wie es geht
- Naturtipps am 17.9.: Klassische Musik: Wenn natürliche Klänge zur Natur führen
- Pottblog am 16.9.: Duisburger Philharmoniker entdecken das Web 2.0
- Chitime Blog am 16.9.: Duisburger Philharmoniker im Web 2.0
- oko-bloko am 16.9.: Konkurrenz für den MSV?
Update am 20.9.
Dass ein Webteam so etwas für eine Kultureinrichtung aufzieht ist schon bemerkenswert.
Dass der Intendant persönlich ein Blog kommentiert unterstreicht noch einmal die Glaubwürdigkeit des Projektes – das Projekt ist kein PR-Gag, man ist wirklich interessiert an der direkten Kommunikation mit der Außenwelt und bereit, sich auf einen Austausch mit der Blogosphäre einzulassen.
Hier der Link zum Flickr-Bild, in dem Dr. Alfred Wendel, Intendant der Duisburger Philharmoniker, diesen Blogbeitrag hier kommentiert! (Kommentar Nr. 5; das Bild stammt übrigens aus dem Flickr Photostream der Duisburger Philharmoniker und wurde mit per Twitter übermittelt…)
Liebe Karin,
vielen Dank für deine Projektdarstellung: Das geht runter wie Öl.
Mit deiner Analyse der Fehler hast du mir viel Arbeit abgenommen ; ). Ich habe den Artikel direkt an das WebTeam und den Intendanten weitergeleitet.
Ich bin gerade auf den Sprung, um mich vor dem Konzert mit einigen BloggerInnen zu treffen. Vielleicht können wir morgen noch etwas darüber diskutieren? Da sind ein paar neue Ansätze enthalten, die ich gerne besprechen würde.
Generell denke ich, dass das Thema Kultur2.0 dringend eine grössere Bühne braucht. Ich würde gerne einmal Interessierte nach Duisburg einladen und das nachhaltig besprechen.
Morgen mehr. Ich freue mich!
Viele Grüße,
Frank
Die Gebrauchsanweisung finde ich auch super, muss jedoch gestehen dass ich sie erst gesehen habe, als ich im Kulturmarketing Blog davon las (diesen Satz ganz oben habe ich einfach als Header nicht weiter wahrgenommen, obwohl, oder gerade weil, der Text so groß ist, im Vergleich zum Rest).
Ich finde den Inhalt wirklich schon sehr beeindruckend, wenngleich es für mich fast zuviel Text ist (der auch recht klein ist, was am Mac mit der „+“ Taste schnell korrigiert werden kann). Ich denke für Abonennten, die regelmäßig reinschauen wollen und sollen, sollten kürzere Texte in den Blog, die einfach Lust machen, die längeren Beiträge, z.B. auf den Hauptseiten anzuclicken.
Fotointegration mit flickr Diaschau ist auch Klasse. Werde bestimmt von Zeit zu Zeit dort vorbeischauen und sicherlich auch Anregungen für meinen eigenen Blog bekommen!
@Frank:
Ich freue mich, dass Du Dich freust
Ja, gerne morgen diskutieren… für heute wünsche ich Dir einen schönen Abend mit Deinen Blogger- und Twitterer-Gästen!
Eure Twitter-Aktivitäten wollte ich eigentlich ausführlicher beschreiben, aber der Beitrag war schon so lang…
Es ist wirklich eine Freude, Euch auf Twitter zu folgen. Eine gute Mischung aus Live-Getwitter von Veranstaltungen, Persönlichem, Hinweisen auf Veranstaltungen und Blogeinträge,Beziehungsaufbau, … wie man`s eben machen soll. (Das verstehen jetzt wahrscheinlich nur die Twitterer unter den Lesern…)
@Alexander von Halem:
Die Gebrauchsanweisung: Ich habe die Pressemappe durchgelesen, bevor ich das Blog zum ersten Mal gesehen habe – und daher wusste ich schon von der Gebrauchsanweisung und habe sie gleich gefunden. Aber ich gebe Ihnen recht: Wenn man nichts davon weiß, übersieht man sie leicht – obwohl, oder eigentlich weil sie so groß ist. Außerdem verwirrt das Logo der DuPhi in der Gebrauchsanweisung, man rechnet nämlich damit, dass das mit der Hauptseite der DuPhi verlinkt ist.
Also mein Vorschlag: die Gebrauchsanweisung in der linken Spalte vor dem Hauptmenü, die Schrift und Formatierung gleich wie der Rest der Spalte.
Da sieht man wieder, dass es gut ist, wenn jemand ganz unvoreingenommen „von außen“ auf eine Website schaut (Alexander v. Halem…), und je unvoreingenommener, desto besser…
Hui…
Mensch, vielen Dank für die Ideen und Vorschläge. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Habe sie sofort an meine Kollegen weitergeschickt und werde sie umgehend mit ihnen besprechen.
Vielen Dank : )!
Frank
Liebe Frau Janner,
Frank Tentler hat mich auf Ihren Beitrag über unsern neuen Blog dacapo aufmerksam gemacht. Wir freuen uns sehr über die große Resonanz, die wir im Bereich der Klassik nicht ganz so erwartet hatten. Herzlichen Dank für Ihre Analyse und die guten Tips. Wir diskutieren schon lebhaft darüber. Ich hoffe, dass sich künftig ein
interessanter Austausch über das Thema Kultur2.0 entwickeln wird. Ich sehe hier für die Hochkultur ein enormes Potential.
Vielen Dank übrigens an Herrn von Halem für seine Anregung!
Herzliche Grüße, Dr. Alfred Wendel, Intendant Duisburger Philharmoniker
Lieber Herr Dr. Wendel,
vielen Dank für den netten Kommentar!
Auch ich sehe ein großes Potenzial in der Verbindung Kultur/ Web 2.0 und freue mich sehr, dass es bereits Kultureinrichtungen gibt, die das ebenso sehen!
Beste Grüße,
Karin Janner
Guten Morgen Karin,
vielen Dank für unser sehr interessantes Gespräch! Ich habe die Ideen von dir und Alexander von Halem bereits mit dem WebTeam besprochen. Sie werden, wenn es eben umsetzbar ist, in das dacapo-Weblog einfliessen.
Ihr habt recht: dacapo ist umfangreicher geworden, als es für ein Blog nötig ist und wir werden an einigen Stellen vorsichtig reduzieren.
Es ist durchaus denkbar, dass Website und Blog in absehbarer Zeit verschmelzen. Dazu muss aber eine Form gefunden werden, die den klassischen Nutzer der Website nicht überfordert. Mit Prof. Dr. Christoph Breidenich haben wir aber einen ausgewiesenen Kommunikations-Design-Experten im WebTeam, so dass dieser Spagat realisierbar sein wird.
Noch einmal ein ganz dickes Dankeschön an euch für den wertvollen Input!
Weitere Vorschläge, Tipps und Kritik sind immer willkommen!
Viele Grüße,
Frank Tentler
Wäre ich eine Kultureinrichtung, hätte ich mich auch sehr über eine solche Analyse gefreut 😉
Ich bin durch diesen Eintrag auf deine Serie Web 2.0 Kulturmarketing aufmerksam geworden. Ein sehr spannendes Thema und wie du bereits geschrieben hast, besteht diesbezüglich hierzulande Nachholbedarf.
@Frank:
Weise Tipps verteile ich doch gerne 😉
Vor allem, wenn dann so eine nette Reaktion kommt…
„Es ist durchaus denkbar, dass Website und Blog in absehbarer Zeit verschmelzen. Dazu muss aber eine Form gefunden werden, die den klassischen Nutzer der Website nicht überfordert.“
Ja, da hast Du recht.
Vielleicht sollte man auch erstmal Website Website und Blog Blog lassen (aber eben nur ein Blog) und einfach feste hin- und her verlinken.
Es gibt ja immer noch genug Leute im Internet, die nicht wissen, was ein Blog ist, und die könnten natürlich etwas verwirrt sein, wenn plötzlich die ganze Seite der Duisburger Philharmoniker wie ein Blog daherkommt.
„Mit Prof. Dr. Christoph Breidenich haben wir aber einen ausgewiesenen Kommunikations-Design-Experten im WebTeam, so dass dieser Spagat realisierbar sein wird.“
Da bin ich mir sicher, dass Ihr das meistern werdet!
@Mart:
Danke für Deinen Kommentar!
„Ich bin durch diesen Eintrag auf deine Serie Web 2.0 Kulturmarketing aufmerksam geworden.“
Das freut mich!
Die Serie werde ich weiter führen – man findet doch immer wieder Vorreiter, die spannende Dinge ausprobieren…
Und ich freue mich, wenn Du wieder mal in meinem Blog vorbeischaust!
[…] die Internetaktivitäten der Duisburger Philharmoniker habe ich in diesem Blogbeitrag […]
[…] Wir suchen Web Projekte, die entweder ein Online-Kunst/Kultur-Projekt sind, oder, wie das Projekt Philharmonie 2.0 der Duisburger Philharmoniker, mit neuen Ideen frischen Wind in die Web-kultur […]
[…] stART.hilfe – Grosses Konzert hören und Gutes tun | stART Conference 2009 |stARTconference bei Serie Web 2.0 im Kulturmarketing: Internet-Aktivitäten der Duisburger PhilharmonikerTwitted by 4_CULTURE bei Stinkende Müllsäcke oder Kunstwerk? Lichtinstallationen von Luz […]