Expertenbefragung zum Thema
Online-Marketing im Kulturbereich:
Interview mit Prof. Dr. Steffen Höhne

Interview Nr. 13 meiner Expertenbefragung zum Thema Online-Marketing im Kulturbereich:

Prof. Dr. Steffen Höhne

Prof. Dr. Steffen HöhneSeine Kurzvita:
Studium der Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, wo er von 1987–1992 als Wiss. Angestellter (Germanistische Sprachwissenschaft) tätig war. Von 1992–1996 Tätigkeit als Lektor an der Karlsuniversität Prag (Katedra Germanistiky), danach Hochschulassistent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Gastprofessuren in Oxford/Mississippi und Odense/Dänemark. Habilitation über die deutsch-tschechischen Beziehungen im Zeitalter der Restauration. Seit dem Sommersemester 2000 Professor für Kulturmanagement an der HfM.
Lehrbeauftragter der Karlsuniversität Prag und der AMU Prag sowie der Université d’Evry Val d’Esonne (Paris).
(Quelle: Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar)

Zu den Fragen:

Das Internet hat das Marketing, dabei vor allem die Kommunikationspolitik, grundlegend verändert.
“Kein anderes Medium veränderte in den letzten Jahren sowohl die Kommunikationsgewohnheiten als auch die Austauschbeziehungen in vergleichbarer Weise wie das Internet und wird es in den nächsten Jahren weiterhin revolutionieren”, sagt dazu Dr. Armin Klein, Professor am Institut für Kulturmanagement der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

1) Mehr und mehr Unternehmen ergänzen ihren Marketing-Mix durch Online-Marketing-Maßnahmen.
Wie sieht es im Kulturbereich aus? Hat sich das Internet im Kulturmarketing schon durchgesetzt?

Im Kulturbereich wird das Internet zunehmend als Medium genutzt. Dabei spielen aber noch die „traditionellen“ Instrumente wie Newsletter, Kommunikation per E-Mail und die Gestaltung einer ansprechenden und gut nutzbaren Webseite eine bedeutende Rolle. Auch das Ticketing über das Internet oder der Verkauf von anderen Artikeln, wie Bücher, CD, Fanartikel über Onlineshops haben eine sehr große Bedeutung. So gesehen hat sich die neue Kommunikationsform Internet schon durchgesetzt. Es gibt zwar noch vereinzelte „Verweigerer“ die keine Webseite oder nur eine rudimentäre Webseite haben, aber das sind tatsächlich Einzelfälle.

2) Web 2.0 -”das Mitmach-Web”, wird zurzeit viel diskutiert. Anfangs wurden Blogs, Podcasts, Wikis und andere “Web 2.0″-Anwendungen eher als Spielzeug der Webaffinen gesehen, in jüngster Zeit werden Anwendungsmöglichkeiten für das Marketing ausgelotet. Sehen Sie hier Potenziale und Chancen für das Online-Marketing von Kultureinrichtungen?

Es gibt sicherlich Chancen für das Marketing von Kultureinrichtungen. Es muss sich zeigen, welche Angebote sich durchsetzten und von den Kunden auch angenommen werden. Es ist sicher schon für viele Internet-Nutzer normal, sich vor der Entscheidung für ein Produkt oder eine Aufführung, im Internet darüber zu informieren was andere sagen, die bereits Erfahrungen damit gesammelt haben. Sicher sind die spezielleren Funktionen wie Twitter eher etwas für Fangemeinden oder Großunternehmen mit einer großen Zielgruppe. Da kann dann Empfehlungsmarketing „weitergezwitschert“ werden.

Ich glaube aber, dass es noch schwierig ist, diese neuen Angebote zu steuern und zielgerichtet einzusetzen. Zuviel entzieht sich dem Zugriff der Kultureinrichtung.

3) Zum Status Quo des Online-Marketing in Kultureinrichtungen: Wie betreibt denn der “typische Kulturbetrieb” Online-Marketing? Welche Möglichkeiten sind Kulturbetrieben bekannt, welche Maßnahmen führen sie durch?

Der kulturelle Sektor ist ein Bereich, der sich durch große Heterogenität auszeichnet. Daher kann man keine Standardantwort auf diese Frage geben. Es kommt sicher darauf an, wie groß der Kulturbetrieb ist, welche Art von Kulturgut er vertreibt bzw. anbietet, wieviele finanziellen, personellen und Know-How- Ressourcen zur Nutzung des Internets bereitstehen.

Viele Maßnahmen rentieren sich erst ab einer bestimmten Betriebsgröße. Kleinere Unternehmen oder Einzelunternehmen haben weniger Ressourcen zur Verfügung um die neuesten Angebote für sich nutzbar zu machen. Eine Webseite werden sie jedoch schon haben.

Wie oben schon erwähnt wird das Internet vor allem als Kommunikations- und Informationsmedium genutzt.

4) Blick in die Zukunft: Was wird in den nächsten 3-5 Jahren im Online Kulturmarketing passieren? Wie werden Kultureinrichtungen das Internet im Marketing nutzen? Wohin geht die Entwicklung?

Das Internet bietet Möglichkeiten für ein Marketing, das neue Wege gehen kann. Welche Wege das im Einzelnen sind, kann ich momentan noch nicht prognostizieren. Es kommt sicher darauf an, welche Internet-Angebote sich bei den Nutzern durchsetzen und was an neuen Entwicklungen noch alles auf uns zu kommt. Wie bei der Entwicklung von Video und DVD hin zu Blu Ray Disk kann man beim Internet sicher erst im Nachhinein sagen wohin sich die Entwicklung vollziehen wird.

Es verändern sich die Gewohnheiten der potentiellen Kunden, darauf sollte man eingehen, es wird auch immer mehr junge Menschen geben, die mit den Möglichkeiten des Internet so selbstverständlich umgehen, wie wir früher mit Fahrrad oder Telefon. Das wird auch in die Kultureinrichtungen hineingetragen und so einen graduellen Wandel bewirken. Revolutionär wird dieser Wandel sicher nicht.

Ich glaube aber schon, dass sich die traditionellen Instrumente wie Webseite, Newsletter und Onlinebuchung weiter verbessern werden und sicher auch einen breiteren Einsatzspielraum haben werden.

5) Was raten Sie Kultureinrichtungen, die mit Online-Marketing starten oder die ihr Online-Marketing verbessern wollen? Kurzer Tipp vom Experten?

Ich denke, eine Kultureinrichtung sollte, in Abhängigkeit von Zielgruppe und Art der Einrichtung einen eigenen Weg finden, der neben Printmedien auch Online-Marketing umfasst. Eine einseitige Ausrichtung auf ein Instrument halte ich für riskant. Es geht um einen kreativen Umgang mit den neuen Instrumenten und kein zwanghaftes Umsetzen. Im Zweifel würde ich mich immer an junge Leute halten und sie in meine Umsetzung einbeziehen. …weil sie wissen was machbar ist und auch wissen was momentan so geht.

6) Vielen Dank für das Interview – auf den Universitäten werden ja angehende Kulturmanager mit dem Thema Kulturmarketing / Online-Kulturmarketing in Berührung gebracht, daher ist für mich die Einstellung eines Studiengangsleiters zu diesem Thema besonders interessant!

Zur aktuellen Befragung

Hat das Internet schon Einzug gehalten in den Kulturbereich? Wird es für das Marketing genutzt? Wie sieht der Status Quo des Online Kulturmarketing aus und was könnte die Zukunft bringen? Was sagen Experten dazu?

Studie gibt es bisher keine zu diesem Thema; ich habe beschlossen, die Einschätzung einiger ExpertInnen einzuholen und die Interviews in mein Blog zu stellen – und dann abschließend eine Auswertung zu liefern.

Das ersten Interviews gaben mir

Weitere werden folgen.
Ich habe einige Zusagen und bin schon gespannt auf neue Ideen, Aspekte und Sichtweisen…